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Volkelt, Johannes
Der Symbol-Begriff in der neuesten Ästhetik — Jena, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.23192#0035

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beliscben „Form und Inhalt sich nicht einsach decken", die Form
sei hier Bild „im Sinne des bloßen Bedeutens" (V, 137).
Allein sieht er denn nicht, daß in der griechischen Götterwelt
der Gehalt dem Gotte (nach Vischer's Worten, V, 139) nickt
mehr als bloße Bedeutung, sondern als seine eigene Seele
wirklich innewohnt? Es findet hier also doch wirklich jenes
„Lichdecken" statt; nur sällt in der unmittelbaren Anschauung
dieses „Sichdeckens" das Menschliche mit dem Göttlichen zu-
sammen.

Jene Forderung scheint mir auch mit Rücksicht darauf durch
das eigene Wesen der Sache gegeben ;u sein, daß in allen
menschlichen Lebensgebieten dunkle, unbewnßte, sich selber
in i s o erst e h e n d e V erw ech s e lun g en, Vwrkehrungen,
Ineinanderschiebungen der dialektisch zusammenhängenden
Begrisse die Vorstuse der wahren Auffassung, des wahrhast
menschlichen Verhaltens bilden. Eben diese Rücksicht ist es aucb,
was mir zu verbieten scheint, die Allegorie dem Sym-
bolischen beizuzählen, wie Vischer will (V, 137). Denn die
Allegorie enthält zwar eine Unangemessenheit zwischen Bild
und Bedeutung;. allein das Verhalten des Subjectes dabei ist
reslectirend, abstract, nicht aber dunkel, ahnnngsvoll, sich selber
räthselhast.

Aus die Forderung dieser Begrenzung oes Symbol-
bezriffes weift uns auch ein näheres Eingehen daraus hin, was
sür ein Inhalt es eigentlich sei, der in die Form des Schönen
eingehe. Eine Voranssetzung jedes ästhetischen Anschauens liegt
varin, daß dem Menschen in den betrachteten Objecten ein
menschlicber Jnhalt entgegenkomme, daß er in ihnen sein Jn-
neres wievergespiezelt, bejaht sinde, daß er im Stande sei, sein
Inneres ;u ter Seele des gegebenen Objectes nachbildend um-
zuschaffen. Nun aber kann im Schönen der menschliche Jnhalt
nur ourch die Form ;u uns sprechen. Zunächst wird sich daher
sür die Form oie Forderung ergeben, daß sie menschliche Ge-
 
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