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Die Meister der „Romantik“ Gericault und Delacroix

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Von dieser meisterlichen Kunst, die Dinge zu verwandeln, alle
Dinge neu zu schaffen und sie einzuhüllen in eine einmalige, nur ihnen
zukommende Atmosphäre, haben alle nachfolgenden Meister Frank-
reichs nur Bruchteile geerbt. So wie in ihm alle Meister der Vergangen-
heit enthalten sind, ohne daß es je flagrant würde, so ist er in allen
französischen Malern des 19. Jahrhunderts enthalten, ohne daß man
dessen immer gewahr würde. Delacroix ist der letzte universale
Künstler der Kunstgeschichte. Man bewundert seine Farbe und sein
Malenkönnen, seine pathetische Empfindung und seine poetische
Erfindung, seine Bewegung, sein Pleinair und seinen Impressionis-
mus, sein Dekoratives und seine Dekoration, seine Ausdruckskraft,
die an Rubens heranreicht, und seine Geheimnistiefe, die an Rem-
brandt gemahnt. Dies alles aber sind nur Teile seines Wesens.
Das Große ist die schöpferische Gabe, das Genie, die Welt der Er-
scheinung zu verwandeln in eine Welt des Scheins, schöner und
leuchtender als die Wirklichkeit jemals war.

Waldmann, Französische Maler.
 
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