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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die römischen Mosaiken und Malereien der kirchlichen Bauten vom IV. bis XIII. Jahrhundert (Band 2): Text: 2. Hälfte — Freiburg i.Br., 1916

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https://doi.org/10.11588/diglit.1404#0653
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Erstes Kapitel. Zweck der religiösen Malereien nach römischer Auffassung.

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Die gleiche Auslegung erheischen natürlich auch die Darstellungen, mit denen man
die Mausoleen ausgeschmückt hat. Anders verhält es sich damit, wie schon oben (S. 6 f)
betont wurde, in den Baptisterien und Basiliken, wo der einzelne Gläubige zurücktrat und
die Gemeinde als solche in Betracht kam. Hier war es vor allem, wo die von Gregor d. Gr.
aufgestellten Grundsätze über die großen Aufgaben der religiösen Kunst zur Geltung
gelangten. Diese gipfeln in den Worten, daß in den Malereien sowohl die Gebildeten als
auch die Unwissenden „sehen, was sie zu befolgen haben".

Tatsächlich bemerken wir, daß es gerade der lehrhaft-erbauliche Zweck ist, welchen
die erklärenden Beischriften meistens verfolgen. So belebt, um einige Beispiele anzuführen,
der hl. Damasus in seinem Epigramm zu den Malereien der Silvesterkirche im Beschauer
den Glauben an die Gottheit und Menschheit Christi, indem er ihm die Geburt, das Leiden,
die Himmelfahrt und die Wiederkunft des Sohnes Gottes zum Gericht, also einige Sätze
des apostolischen Symbolums in entsprechenden Bildern vorhält. Allbekannt waren ferner
die Szenen der Übergabe der Schlüssel und des Gesetzes an den hl. Petrus. In der vati-
kanischen Basilika sah man wenigstens zwei Darstellungen derselben: auf der Stirnwand
der Apsis und in der Vorhalle. Bei der Betrachtung dieser Bilder dachte jeder sofort an
das Amt des Apostelfürsten und an die großen ihm von Christus verliehenen Privilegien,
welche selbst die Engelscharen erzittern ließen' und die auf Petri Nachfolger, die Bischöfe
von Rom, übergegangen waren. Die Deutungen von derartigen Bildwerken waren in Rom
so selbstverständlich, daß man es in der ältesten Zeit für überflüssig erachtete, sie durch
Inschriften dem Beschauer ins Gedächtnis zu rufen. Bei den etwas späteren Bildern in
der Vorhalle der genannten Basilika tat es Simplicius (468—483), der Urheber dieser zweiten
Reihe von Darstellungen'; und er tat es mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit'.

Welche Stellung der hl. Ambrosius und Prudentius den Bildern gegenüber einnahmen,
zeigt die Tatsache, daß sie, wie wir oben sahen, ganze Zyklen entwarfen und poetische
Tituli zur Erklärung derselben verfaßten. Von dem hl. Augustin besitzen wir zwar keine
Inschriften zu figürlichen Darstellungen, aber seine Hochschätzung der Bilder erhellt daraus,
daß er dasjenige mit dem Martyrium des hl. Stephan „süßeste Malerei" nennt. Nach seiner
Beschreibung glich es ungefähr dem unserer Fig. 471 (S.976). Der Anblick desselben begeistert
ihn zur direkten Anrede an den Märtyrer wie auch an den Völkerapostel, der darin noch
als der „wutschnaubende" Saulus zugegen war und auf die Kleider der steinigenden Juden
achtgab. Augustin schließt damit, daß er für sich, seine Zuhörer und die Kirche ihr Gebet
erfleht: „orationibus suis commendent nos, ut quietam et tranquillam vitam impetrent Eccle-
siae Domini sui"'. Das Zeugnis des großen Kirchenvaters fällt um so schwerer ins Gewicht,

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1 TERRVIT ANGELICAS ACIEs CONCESSA POTE-
STAS | TANTA PETRO RESERARE POLOS ET PA-
sCERE CAVL AM usf. Vgl. de Rossi, Inscr. Christ. II, I 56, n. 15.

1 In der Vorhalle war auch die durch vier Hexameter er-
läuterte Szene wiederholt, in welcher Christus dem sinkenden

Wilpert, Mosaiken und Malereien. II. Band.

Apostel die Hand reichte. Diese Szene lebt allein in der berühm-
ten Navicella von Giotto weiter. Die Inschrift bei Mai, Scrip-
torum vet. nova Collectio V 105.

1 Siehe oben S. 238.

4 Sermo 316, 5: Migme, PL 38, 1434.

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