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Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Textangaben über
den Aufriß des Mausoleums sehr unklar sind. Sie sind darüber
hinaus so allgemein und in sich widersprüchlich, daß eine
Rekonstruktion aufgrund des bloßen Textes schwerlich möglich
erscheint.
Das Aussehen des berühmten Maussolleions in Halikarnassos
läßt sich, aufs Ganze und von einem Betrachter aus der Ent-
fernung gesehen, folgendermaßen zusammenfassen: Über einem
Sockel erhob sich ein Grabtempel mit Pyramidendach, bekrönt
von einem Viergespann.
Möglicherweise geht das Wort des Martial von den in freier
Luft schwebenden Mausoleen von den tatsächlichen Gegebenheiten
in Halikarnassos aus. Der Grabtempel kann dergestalt auf dem
Sockel geruht haben, daß der Bau mit seinen Säulen und dem
Pyramidendach gleichsam zu schweben schien. Diese Überlegung
findet darin eine Unterstützung, daß es sich, nach den Zahlen-
angaben zu schließen, um einen recht hohen Sockel gehandelt
haben muß.

Die antiken Texte sagen nur wenig von der Ausstattung. Von
der Art und der Ausschmückung kann Lukian den Bildinhalt nur
in einer sehr allgemeinen Weise bezeichnen. Was der Relief-
schmuck von "Pferden und Menschen" im einzelnen darstellen
und bedeuten mochte, vermag selbst dieser sonst so wortreiche
Schriftsteller nicht zu sagen. Was Gregor von Tours über den
Bildschmuck zu sagen weiß, erinnert an die Reliefplastik an-
tiker Sarkophage, wie sie ihm an seinem Bischofssitz vor
Augen gewesen sein mochte. Der Aussagewert für die plastische
Ausgestaltung des Maussolleions ist vermutlich gering.
Plinius nennt das den Bau bekrönende Viergespann. Für den
antiken Leser mochte dieser Hinweis Anschauung genug sein;
der Text sagt aber nicht, ob Maussollos in der Quadriga stand,
ob er als siegreicher Feldherr oder im Begriff, zu den Göttern
aufzufahren, dargestellt war.
Es bleiben viele Fragen offen, und der Versuch, das Maussollei-
on von Halikarnassos nur mit Hilfe der antiken Literatur wie -
derherzustellen, mußte infolgedessen solange wissenschaftlich
fragwürdig bleiben, bis der Ausgräber mit tatsächlichen Angaben
weiterhelfen konnte. Für Wiederherstellungen dagegen, die nicht
Wissenschaftlichkeit für sich in Anspruch nehmen, eröffnet sich
unabhängig davon ein weites Feld, in dem die antiken Beschrei-
bungen der künstlerischen Phantasie lediglich einen Anstoß
geben konnten.

Literatur in Auswahl:
Ebert, Friedrich, Artikel "Mausolleion", in: Pauly-Wissowa,
R.E., Bd. 14,2 (28. Halbbd.), Stuttgart 1930, coli. 2411-2414
Krischen, Fritz, Weltwunder der Baukunst, Tübingen 1956
Riemann, Hans, Artikel "Pytheos", in: Pauly-Wissowa, R.E., Bd.
24 (47. Halbbd.), Stuttgart 1963, coli. 371-513
 
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