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V. Das Mausoleum von West Wycombe / Buckinghamshire

Unweit nördlich von West Wycombe House liegt, in Sichtweite
auf einem SO-Ausläufer der Chiltern Hills, das Mausoleum von
Sir Francis Dashwood. Die merkwürdige Anlage des Bauwerks
(Abb. 1-2) widersetzt sich einer raschen Einordnung, wes-
wegen es bislang kaum Widerhall in der Literatur (1) gefun-
den hat. Die historischen Quellen sind spärlich (2).
Der Bau des Mausoleums wurde von Sir Francis Dashwood, seit
1762 Loi'd Le Despencer, im Jahre 1763 begonnen und 1765 voll-
endet, sofern aus den disparaten Literaturangaben ein sicherer
Schluß gezogen werden kann (3). Die skandalumwitterte Figur
des Bauherrn war Mitglied des Kreises um Frederick Prince of
Wales und damit der politischen Opposition. Sie rekrutierte
mehrere Mitglieder des von Sir Francis gegründeten Hell-Fire
Club, einer ursprünglich blasphemischen Vereinigung (A), die
sich auch die "Monks ef Medmenham", nach einer nahegelegenen
aufgelassenen Zisterzienserabtei, oder "Society of St Francis
of 'wycombe" nannte. Neben Sir Francis zählten dazu als füh-
rende Mitglieder Sir William Stanhope, Sohn des Lord Chester-
field, John Montague Earl of Sandwich, George Bubb Dodington
Lord Melcombe Regis und andere (5)- Politische Querelen,
vielleicht auch die politische Kehrtwendung von Sir Francis
hin zur Regierungspartei, ließen den Club 1773 auseinander-
fallen. Mit Benjamin Franklin, der sich 1773 in seinem Land-
haus aufhielt, verband Dashwood offenbar eine enge Freund-
schaft. Er stai’b 1781, 73jährig, und wurde im Mausoleum bei-
gesetzt (6).
Für den Bau verwendete Sir Francis eine Stiftung des George
Bubb Dodington in Höhe von £ 500 mit der Maßgabe "to build
an Arch, Temple and Column or additional room to such of hls
(Sir Francis1) seats where it is likely to remain the longest"
(7). Den Entwurf lieferte John Donowell aus dem Kreis um Lord
Burlington, die Ausführung leitete John Bastard d.J. aus
Blandford, während die Hausteinarbeiten von Banister Watts
erledigt wurden. In der Folge wurde es mit Graburnen und Ge-
denksteinen der Dashwood-Familie sowie einiger Freunde von
Sii’ Francis ausgestattet. Ob das Mausoleum über Sir Francis
hinaus für weitere verstorbene Freunde als reale Beisetzungs-
stätte diente, läßt sich aus der Literatur nicht mit Sicher-
heit schließen. Zumindest wurde dort am 16. August 1775
mit großem Pomp die Urne mit dem Herzen des verstorbenen
Paul Whitehead beigesetzt, die sich aber heute nicht mehr
dort befindet (8).
Das Mausoleum ist im Grundriß eine offenbar regelmäßige
sechseckige, gemauerte Einfriedung ohne Überdachung mit einer
Seitenlange von 17,9 m und einer Wandstärke von 1,35 m. Die
 
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