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IV. Das Mausoleum von Gibside / Tyne and Wear

".. at the end of a fine terrace, nearly
fronting the house, Stands an elegant
private chapel .." schreibt Samuel Lewis in
seinem Dictionary zu Gibside (1). Während das Landhaus
nach dem Ersten Weltkrieg zerstört wurde (2), ist die
"private chapel", eines der schönsten englischen Mauso-
leen des 18. Jahrhunderts, gut erhalten. Sie wurde vom
National Trust vorzüglich restauriert.
Das Gebäude, das wie eine kleine Villa am Ende einer
aufgeschütteten langen Rasenallee steht, wurde um 1760
für Sir George Bowes of Gibside and Streatlam (1701-1760)
begonnen. Der Whig-Parlamentarier und Kohlengrubenbesitzer
ließ ab 1729 auf seinem Gibside-Besitz ein "imaginative
scheme of landscape design" mit "wooded ravines and slopes",
einem "Serpentine drive" und "radiating avenues" (3) ver-
wirklichen. Zu einer ganzen Serie über das hügelige, bewal-
dete Gebiet verstreuter Gartenbauten gehört u.a. ein neu-
gotisches, leider ruiniertes "banqueting house" (4), das
wohl Daniel Garrett 1751 baute, eine Orangerie und eine ge-
waltige, gut 42 m hohe "Statue of British Liberty" von
Christopher Richardson (1747 ff.).
Der Bauherr starb 1760, offenbar kurz nach der Aufnahme der
Arbeiten am Mausoleum. Als die Arbeiten 1766 eingestellt wur-
den, war der Bau unvollendet. Der 10th Earl of Strathmore
(1769-1820), ein Enkel des Erbauers, ließ ihn fertigstellen
und 1812 weihen. Damals wurden die Gebeine von George Bowes
- nach dessen letztem Willen - aus der Pfarrkirche von
Whickham in die runde, über einer Mittelstütze gewölbte
Gruft überführt.
Der Architekt war James Paine (um 1716 - 1789) (5), einer
der bedeutendsten Landhausarchitekten Englands in der Nachfolge
von Lord Burlington und William Kent. Paine hat die meisten
seiner Bauten in seinem zweibändigen Werk PLANS, ELEVATIONS
and SECTIONS OF NOBLEMEN AND GENTLEMEN'S HOUSES (London 1767 *
lind 1783) abgebildet. Im ersten Band bringt Paine unter der
Überschrift A CHAPEL and MAUSOLEUM, Built in the Gardens at
GIBSIDE einen Grundriß (Abb. 1), die Hauptfront (Abb. 2)
und einen Längsschnitt (Abb. 3) - Paine, Plates LXVII - LXIX.
Das als Kapelle geweihte Mausoleum aus honigfarbenem Sand-
stein lag einst als Blickfang am Ende eines Hügels. Ein Stich
von S. Rawle (Abb. 4) nach einer Zeichnung von William Turner
zeigt, daß seine Ostfront vom weit entfernten, tiefer in
den Wiesen liegenden Landhaus gesehen werden konnte. (6).
Das Mausoleum ist ein Zentralbau. An ein Quadrat sind Recht-
ecke angeschoben. Zur Eingangsseite ist ihm eine rechteckige
Vorhalle und eine viersäulige Portikus mit ionischen Säulen
 
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