Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
105

X. Das“Mausoleum" von Wentworth Woodhouse / Yorkshire

Das etwa eine Meile südöstlich von Wentworth Woodhouse
auf einer natürlichen Anhöhe gelegene Mausoleum wurde 1785-
1791 durch den 2nd Earl Fitzwilliam zur Erinnerung an seinen
Onkel, den 2nd Marquess of Rockingham, errichtet. Der Archi-
tekt des Gebäudes, dessen Gesamtkosten 3208 £ betrugen, war
John Carr aus York (1)- Zwei Jahre nach der Fertigstellung
ließ Fitzwilliam die vier Obelisken in den Diagonalen auf-
stellen.
Charles Watson-Wentworth (1730-82) bekleidete als Earl of
Malton und 2nd Marquess of Rockingham mehrere hohe Staats-
ämter. 1770-82 war er Führer der New Whigs, der größten Oppo-
sitionspartei. Sein Neffe und Erbauer des Mausoleums William
Wentworth (1748-1833) war als Earl ebenfalls ein Anhänger der
Whigs. Beim Tod seines Onkels erbte er 1782 dessen umfangreiche
Besitzungen und wählte Wentworth als ständigen Landsitz. Fitz-
william war ein offener Anhänger römisch-katholischer Inter-
essen. Er wurde 1795 Lord Lieutenant of Ireland, aber bereits
drei Monate später wegen seiner offenkundigen Sympathien für
die katholische Befreiungssache abberufen.
Für den Bau des Mausoleums in Wentworth haben sich zwei sig-
nierte und auf 1783 datierte Entwürfe von John Carr erhalten
(Abb. 1/2) (2). Es handelt sich um einen Aufriß und einen
Schnitt, die die Kombination eines quadratischen dorischen
Sockelgeschosses mit einem darauf stehenden monumentalen Obe-
lisken wiedergeben. Im Inneren wölbt sich ein runder dorischer
Kuppelraum mit Nischen bzw. Fenstern zwischen den Interkolum-
nien.
Das ausgeführte Mausoleum (Abb. 3/4) ist ein dreigeschossiger
Bau (3) auf einem fünfstufigen quadratischen Sockel (4). Es
ist von einem Stufenring umgeben. Innerhalb der Umgrenzung
stehen in den Diagonalen vier Obelisken mit bekrönenden Urnen.
Das quadratische massive Erdgeschoß (5) ist bandrustiziert
und schließt mit einem Triglyphenfries ab. Die Portal- bzw.
Fensteröffnungen werden durch vorgelegte dorische Halbsäulen
gerahmt, die niedrige Dreiecksgiebel tragen. Auf dem düsteren
Erdgeschoß sitzt ein vierseitig offenes quadratisches Haupt-
geschoß. Es ist gegenüber dem Unterbau eingerückt und etwas
niedriger. Die durch Rundbögen verbundenen Eckmassive sind mit
je drei korinthischen Säulen besetzt, wobei die mittleren auf
den Ecken stehen. Im Mittelraum erhebt sich ein großer Marmor-
kenotaph. Als drittes Geschoß steigt über einer quadratischen
Sockelplatte ein zwölfsäuliger korinthischer Monopteros mit
einer flachen Stufenringkuppel auf. Dieses Geschoß ist gegen-
über dem darunterliegenden wiederum eingerückt und hat an-
nähernd die gleiche Höhe. Im Inneren befindet sich nach einem
Stich von 1801 eine Engelsstatue (6).
Im Untergeschoß liegt ein Rundraum mit acht freistehenden
korinthischen Säulen, einem kassettierten Umgang und abwech-
selnd eckigen und runden Wandnischen. In der Mitte steht eine
 
Annotationen