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XI. Das Mausoleum von Halsham / Humberside

Seitlich einer Landstraße auf dem flachen Lande in der Nähe
des prachtvollen elizabethanischen Landsitzes Burton Constable
steht in Halsham eines der kleinsten Mausoleen Englands.
Samuel Lewis notierte knapp und fehlerhaft (1):
"On an eminence near the church is an elegant
mausoleum, built at an expense of £ 10,000,
of white freestone faced with polished marble,
having in the centre a beautiful monument to the
memory of William Constable, Esq., whose remains
lie here, surrounded by those of his ancestors."
Die nüchterne graue Kuppelrotunde am Ende einer gut 70m
langen leicht ansteigenden Schneise (Abb. 1/2) ist ausge-
zeichnet dokumentiert. In den Archiven des Humberside County
Council hat sich umfangreiches Urkundenmaterial (Briefe,
Rechnungen, Memoranda, Kostenschätzungen) unter den Papieren
der Familie Constable erhalten.
Das Familienmausoleum der Constable steht in Halsham, weil
die Familie hier seit der Mitte des 12. Jahrhunderts an -
sässig war. Nach Burton Constable zog sie erst im 16. Jahr-
hundert. Der abgesehen von einem Wohnhaus jenseits der Straße
isoliert stehende Rundbau ist also nicht - wie etwa in Gibside
durch.eine Blickachse mit einem Herrenhaus verbunden. Er ist,
was man am Ort kaum ahnt, auf die Pfarrkirche All Saints von
Halsham ausgerichtet, in der sich zahlreiche Mitglieder der
Familie Constable hatten beisetzen lassen.
Den Entschluß zum Bau des gut erhaltenen Mausoleums faßte
Edward Constable (+ 18o3) im Jahre 1792. Er ließ es östlich
der Kirche, aber nicht auf dem Friedhof errichten. Den
Auftrag übergab Constable an den Architekten und Steinmetzen
Thomas Atkinson (2) (+ 1798) aus York - ein Entschluß, den
er oft bereut haben dürfte. Atkinson, der sich vertraglich
zur Fertigstellung bis Januar 1796 zu einem Gesamtpreis von
£ 3,ooo verpflichtet hatte, war offensichtlich kein guter
Rechner und als Unternehmer überfordert. N. Higson (3) hat
1961 nach den erhaltenen Dokumenten den unerquicklichen Streit
zwischen dem Bauherrn und dem Architekten ausführlich be -
schrieben. Nach dem Tod von Thomas Atkinson konnte sein Sohn
John das verlorene Vertrauen des Auftraggebers nicht zurück-
gewinnen. Dieser ließ den Bau durch John Hardy vollenden.
Erst am 23- August 1802 konnten die Gebeine der Toten des
Hauses Constable aus der Pfarrkirche in das neue Grabgebäude
übertragen werden.
Das Mausoleum ist eine zweigeschossige Sockelrotunde. Ein
rundbogiger Eingang führt in die Gruft im 2,6 m hohen Sockel-
geschoß, dessen terrassierte Fläche man über eine zweiläufige
Freitreppe erreicht. Das überkuppelte Hauptgeschoß ist bei
einem Durchmesser von nur 6 m etwa 8,5 m hoch. Es ist zwei-
geschossig gegliedert: Über flachen Rundbögen auf dorischen
 
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