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VIII. Das Mausoleum von Cobham Park / Kent

Das Mausoleum von Cobham Park in Kent wurde 1782-1781 von
James Wyatt für den 3rd Earl of Darnley gebaut, aber nie
als Grabstätte benutzt. Der aus Portland-Blöcken errichtete,
ernst und düster wirkende Bau hat bislang kaum nennenswerte
Beachtung erfahren. Kurze Erwähnung fand er 195o bei Reginald
Turnor (1), 1969 in den Buildings of England (2) sowie 1978
bei Damie Stillman.
Das Mausoleum liegt nordöstlich vom Landsitz Cobham Park Hall
auf einem Hügel (Abb. 1/2). Vermutlich bestand ursprünglich
eine Sichtachse, die aber heute nicht mehr auszumachen ist.
Eine direkte Wegverbindung vom Landhaus zum Mausoleum gab es
wohl nie.
Der Grabbau(Abb. 3) steht auf einem Quadrat von 10 m Seiten-
länge. Vom Sockel bis zur Spitze ist er etwa 20 m hoch. Der
Grundriß ist wegen der verschiedenen geometrischen Formen,
die Wyatt hier an seinem seiner außerordentlichsten Werke (3)
kombinierte, schwierig zu lesen. Am ehesten kann man an ein
Achteck denken, dessen kürzere Seiten in den Diagonalen liegen.
Gleichzeitig sind die kürzeren Seiten ausgezogen - und zwar so,
daß bei Verlängerung der Hauptseiten ein Quadrat entstehen
würde, dessen Ecken auf den Vorderseiten der ausgezogenen
Mauerstücke zu liegen kämen.
Den Sockel durchzieht in Nord-Süd-Richtung eine symmetrische
Folge von biapsidialen bzw. runden Räumen. Von einem runden
Mittelraum strahlen je vier in vier Reihen übereinander liegende
Grabkammern aus. Der Eingang in die Gruft liegt auf der Rück-
seite im Sockel. Dieser scheint wie in einen geböschten Graben
versunken, er liegt allseitig frei. Die gerade Eingangstreppe
im Norden ist wie eine Brücke angelegt. Der Graben entstand
wahrscheinlich dadurch, daß man rund um das Mausoleum einen
Wall anlegte, der dicht bepflanzt wurde. Heute schließt fast
undurchdringliches Dickicht das Totenhaus ein. Eine künst-
liche Abschrankung wie in Brocklesby - Mauer oder Gitter -
fehlt. Der rustizierte Sockel ist bis auf die Tür im Süden
und die Nischen in den Diagonalen und in der Querachse zum
Eingang weitgehend ungegliedert.
Auf diesem Sockel erhebt sich in nahezu doppelter Höhe
das Hauptgeschoß. Äußerlich behält es die Form des Unterbaus
bei. Auf den Diagonalen stehen jeweils zwei kannelierte dorische
Freisäulen. In den Hauptachsen sind jeweils zwei Dreiviertel-
säulen der gleichen Ordnung der Wand vorgesetzt. Die Säulen
tragen ein dorisches Gebälk, das dem Grundriß des Sockels folgt.
In den Diagonalen lösen Freisäulen die Baumasse auf. In die
Mauern der Hauptachsen sind große Rechtecknischen eingetieft.
Die Wand bleibt nur als Rechteckpfeiler stehen, der zu den
Diagonalen in gleicher Breite umknickt. Das Hauptgeschoß be-
 
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