BEMERKUNGEN. jgg
»Sobald der germanische Geist diesen basilikalen Typus in Besitz nimmt, beginnt
eine wunderbare Veränderung aller Bauelemente nach Lage und Sinn, die strenge
Ausbildung abgestufter Seitenschiffe und vor allem des für die Symbolik der Dome
so unendlich wichtigen Querschiffes, durch das nach dem Maße der Vierung eine
strophischeGliederung des bewegten Rauminneren erzeugt wird (a. a. 0.322)').
»In den gotischen Domen geleiten hochgewölbte Schiffe mit ihren Pfeilerreihen
vom Portal zur Tiefe des Chores, dem Hochaltar zu (263, 275). Auch der gotische
Dom symbolisiert den Weg zu Gott (280).«
Nach diesen Stichproben darf ich bei Spengler wohl überhaupt auf Kenntnis
oder Einverständnis schließen.
Damit wäre die Bedeutung des Tiefenerlebnisses im menschlichen Raumgebilde
wesentlich geklärt, und nicht allein der einen Dimension, die wir vorzugsweise so
benennen. Für die beiden anderen gilt annähernd dasselbe, für die Höhe zumal,
wie auch für die Breite, wenn auch in minderer Stärke. Und dies liegt daran: jede
Ausdehnung, die der sukzessiven Auffassung unterzogen wird, gewinnt eben da-
durch Leben, im Unterschied vom starren Bestände des Systems. Die Ortsbewe-
gung ist der stärkste Faktor, mit dem sie sich verbindet; zunächst kommt ihr die
Abtastung; am leichtesten und wandelbarsten vollzieht sich das rein optische Ver-
halten, vom schwebenden Schweifen zum Stillstand der Schau, der doch niemals
der Aktivität entbehrt, solange er in seelischer Dynamik als Erlebnis gespürt wird.
Die motorische Kraft entscheidet den Vorrang der Dominante im dreidimensionalen
Komplex und löst die Statik der Symmetrie und Proportion in Rhythmus auf.
') Vgl. Bd. IX dieser Zeitschrift meinen Vortrag über Raumgestaltung als Wesen
der architektonischen Schöpfung für den Kongreß der Ästhetiker in Berlin 1913.
»Sobald der germanische Geist diesen basilikalen Typus in Besitz nimmt, beginnt
eine wunderbare Veränderung aller Bauelemente nach Lage und Sinn, die strenge
Ausbildung abgestufter Seitenschiffe und vor allem des für die Symbolik der Dome
so unendlich wichtigen Querschiffes, durch das nach dem Maße der Vierung eine
strophischeGliederung des bewegten Rauminneren erzeugt wird (a. a. 0.322)').
»In den gotischen Domen geleiten hochgewölbte Schiffe mit ihren Pfeilerreihen
vom Portal zur Tiefe des Chores, dem Hochaltar zu (263, 275). Auch der gotische
Dom symbolisiert den Weg zu Gott (280).«
Nach diesen Stichproben darf ich bei Spengler wohl überhaupt auf Kenntnis
oder Einverständnis schließen.
Damit wäre die Bedeutung des Tiefenerlebnisses im menschlichen Raumgebilde
wesentlich geklärt, und nicht allein der einen Dimension, die wir vorzugsweise so
benennen. Für die beiden anderen gilt annähernd dasselbe, für die Höhe zumal,
wie auch für die Breite, wenn auch in minderer Stärke. Und dies liegt daran: jede
Ausdehnung, die der sukzessiven Auffassung unterzogen wird, gewinnt eben da-
durch Leben, im Unterschied vom starren Bestände des Systems. Die Ortsbewe-
gung ist der stärkste Faktor, mit dem sie sich verbindet; zunächst kommt ihr die
Abtastung; am leichtesten und wandelbarsten vollzieht sich das rein optische Ver-
halten, vom schwebenden Schweifen zum Stillstand der Schau, der doch niemals
der Aktivität entbehrt, solange er in seelischer Dynamik als Erlebnis gespürt wird.
Die motorische Kraft entscheidet den Vorrang der Dominante im dreidimensionalen
Komplex und löst die Statik der Symmetrie und Proportion in Rhythmus auf.
') Vgl. Bd. IX dieser Zeitschrift meinen Vortrag über Raumgestaltung als Wesen
der architektonischen Schöpfung für den Kongreß der Ästhetiker in Berlin 1913.