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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 15.1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.3623#0228
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224 BESPRECHUNGEN.

Der Schauspieler. Von Ferdinand Gregori. Aus Natur und Geisteswelt
Bd. 692. Verlag von B. G. Teubner, Leipzig, kl. 8°. 132 S.
Dies Werkchen ist aus einer vielseitig reichen Erfahrung geboren, ist getragen
vom Liebeshaß gegen das Theater, ist in einem guten, männlichen Deutsch ge-
schrieben — und bleibt dennoch unterhalb der dem Verfasser erreichbaren Voll-
kommenheit, weil es mit einer inneren Unruhe behaftet ist, die keinen der an-
geschlagenen Töne ausklingen läßt. Nach einem flüchtigen Rückblick auf die ge-
schichtliche Entwicklung kommen zuerst ein paar Seiten über das Leben des Schau-
spielers als Mensch, die allerdings jeder Anwärter des Berufs Wort für Wort lesen
sollte, die aber auch viele Fragen offen lassen. — Uns Theoretikern ist der dann
folgende Abschnitt wichtiger. Es handelt sich da um das Verhältnis zur Dichtung,
zum Spielleiter und zum Publikum; wir finden in diesem Abschnitt ausgezeichnete
Bemerkungen, schlagende Beispiele, doch nicht jene Bohrarbeit, zu der Gregori
wie kein anderer seiner Berufsgenossen befähigt ist und der er hier trotzdem ent-
sagt — aus irgendwelchen Gründen, aus Raummangel oder aus Rücksicht auf die
Masse der jugendlichen Leser. Einen wirklichen Gewinn bringt im nächsten Kapitel
die Unterscheidung von Stufen beim schauspielerischen Schaffen: das Ertasten, das
Zergliedern, das Aufbauen. Weniger kommen für uns in Betracht die späteren Ab-
schnitte, in denen vom Lehrer, vom Bühnenweg, vom Film und von der sozialen
Stellung gesprochen wird. Ich wünschte also sehr, daß Gregori einmal eine bis
in die Tiefen dringende Untersuchung seiner Kunst durchführte, unabhängig von
diesem Büchlein, das dem Schauspieler-Anfänger auf der einen Seite, dem Theater-
freund auf der anderen Seite durchaus nützlich, indessen weder der Problematik der
Schauspielkunst noch der geistigen Bedeutung des Verfassers völlig angemessen ist.

Berlin.

Max Dessoir.

Hans Hildebrandt, Wandmalerei; ihr Wesen und ihre Gesetze. Mit
462 Abbildungen, darunter 266 Hilfszeichnungen des Verfassers. Deutsche
Verlagsanstalt, Stuttgart und Berlin 1920. X und 351 S.

Dieser stattliche Band kennzeichnet sehr deutlich die Tendenz der jüngeren
Kunstgeschichte nach kritischer Selbstbesinnung und systematischer Aufklärung. Ihr
Erfolg soll in Aufdeckung der Gesichtspunkte und Leitbegriffe bestehen, die eine
Auswertung des kunsthistorischen Materials in angemessener Weise ermöglichen.
Hildebrandt merkt man die Lippsschule an, besonders dessen »ästhetische Mechanik«.
Er ist aber nicht einseitig; die Kunstdiskussionen der letzten Jahre spiegeln sich in
seiner Schrift. Sie zeichnet sich durch lebendige Kunstnähe und geschmackvolle
Darstellung aus; die etwas ermüdende Breite kommt jedoch nicht einer letzten Ver-
tiefung zustatten. Der Verfasser liebt die Nebeneinanderstaffelung, meist ohne dem
sie erzeugenden Rechtsgrund nachzuspüren. Dazu gesellt sich noch eine merk-
würdige Literaturbehandlung: im Anhang werden auf 15 Seiten eine Unzahl von
Arbeiten genannt — sehr flüchtig und mit störenden Druckfehlern — der Text aber
bekümmert sich wenig um sie. So ist z. B. das einleitende Kapitel — über die
Begriffsbestimmung des Kunstwerks — auffallend dürftig. Doch sollen diese Mängel
nicht den Blick für die Vorzüge dieses verdienstvollen Werkes trüben, das ein weites
und sprödes Gebiet klar und kenntnisreich durchforscht.

Das Tafelbild erscheint als ausschließliches Werk der Malerei; das Wandgemälde
als Werk der Malerei und der Architektur. Darum werden in besonderen Ab-
schnitten die Elemente des Bildes und die der Wand geprüft; ihre Vereinigung ist
nur möglich, wenn Malerei wie Architektur auf strengste Durchführung ihrer beson-
 
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