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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 15.1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.3623#0342
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338 BESPRECHUNGEN.

der bereits 1907 verstorbene Busse. Somit wäre es erwünscht, wenn das Büchlein
von der jetzt erreichten dritten Auflage bald zu der sechsten gelangte, die der Busse-
schen Schrift vergönnt gewesen ist. — Weiterhin nenne ich zwei tüchtige Arbeiten
jüngerer Gelehrter. Johannes M. Verwe'yenhat eine »Naturphilosophie« (Bd. 491)
geschrieben, in der Probleme und Bestrebungen neuerer (allerdings nicht neuester)
Forschung übersichtlich behandelt werden. Von Kurt Joachim Grau stammt
ein »Grundriß der Logik« (Bd. 637), der bei dem Mangel an kurzen Lehrbüchern der
Logik des Erfolges sicher, aber auch an sich betrachtet des Erfolges würdig ist.
Leider fehlen die Ergebnisse der Untersuchungen von Brentano und Lask sowie die
der symbolischen Logik; wenn es zu schwer war, sie hineinzuarbeiten — obwohl
es möglich gewesen wäre —, so hätten sie wenigstens in einem besonderen Ab-
schnitt über die Reform der schulmäßigen Logik mitgeteilt werden sollen. — Oft und
meist gut ist die Psychologie in der Schriftenreihe vertreten. Ernst von Aster
gibt eine philosophisch unterlegte, unparteiische, sachkundige »Einführung in die
Psychologie« (Bd. 492), während Braunshausen (Bd. 484) sich auf die experi-
mentelle Psychologie beschränkt, hierbei jedoch viel zu sehr auf willkürlich heraus-
gegriffene Einzelheiten eingeht. Kreibigs nicht üble Abhandlung über die Sinne
des Menschens (Bd. 27) bedarf mehrfach einer Überprüfung, Verworns »Mechanik
des Geisteslebens« (Bd. 200) ist im Grunde eine Physiologie des Zentralnerven-
systems, dargeboten unter voller Beherrschung des Tatsachenstoffs (weshalb aber
fehlen die Vogtschen Forschungen?) und in klarer Anordnung. Ein Doppelband
(213/214) ist der Psychologie des Kindes gewidmet. Der Verfasser, Robert Gaupp,
hat sich den auf diesem Gebiet führenden Männern — auch in bezug auf Phantasie,
Spiel und Kunst des Kindes — angeschlossen und aus Eigenem allerhand Nützliches
beigesteuert. Zum Schluß erwähne ich das brauchbare Heft Trömners über
Hypnotismus und Suggestion (Bd. 199) und die rühmenswerte Bemühung Baer-
walds (Bd. 560), Licht zu tragen in das dunkle Gebiet des Okkultismus, des Spiri-
tismus und der unterbewußten Seelenzustände. — Im ganzen also kann ich unseren
Lesern raten, für philosophische und psychologische Belehrung sich der Teubner-
schen Sammlung anzuvertrauen.

Berlin. Max Dessoir.

Walter Curt Behrendt, Der Kampf um den Stil im Kunstgewerbe
und in der Architektur. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und Berlin
1920. Mit 29 Abbildungen. 276 S.
Die von Lamprecht und Helmolt begründete Sammlung »Das Weltbild der
Gegenwart« hat uns bereits »die bildende Kunst der Gegenwart« von Wilhelm
Hausenstein beschert und die »Weltliteratur im 20. Jahrhundert« von R. M. Meyer.
Nun folgt nach längerer Pause das Buch von Behrendt. Zu dem etwas plakat-
mäßig aufgedonnerten Titel steht in wohltuendem Gegensatz der vortreffliche In-
halt. Nüchterne Klarheit und phrasenlose Sachlichkeit zeichnen alle Ausführungen
Behrendts aus; in den Werturteilen bewähren sich ruhige Besonnenheit und kennt-
nisreiche Umsicht. Man merkt die strenge und straffe Schulung Karl Schefflers, zu
dessen Hauptmitarbeitern an »Kunst und Künstler« Behrendt zählt. Nur erreicht
er nicht die unerschrockene Gedankenkühnheit und damit Originalität Schefflers,
sowie den lebensvollen Adel seiner Sprache. Dafür ist er auch vor Entgleisungen
geschützt, bewahrt stets anständiges Niveau: niemals letzte Tiefen aufspürend, bis-
weilen geschickt eklektisch, an keiner Stelle platt und trivial.

Behrendt geht von der Überzeugung aus, daß die Voraussetzungen für die Ent-
stehung eines Kunststils erst erfüllt sind, wenn sich im Schöße einer gefestigten
 
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