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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 24.1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.14171#0078
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62

BESPRECHUNGEN.

male des Ästhetischen in positiven Formulierungen herauszustellen. Der Verfasser
ist dabei bemüht, jede Einseitigkeit zu vermeiden und das Ästhetische in der Fülle
seiner Erscheinung zu begreifen. So kommen neben den formalen Werten die
imitativen Werte sowie der seelisch -vitale Gehalt zu besonderer Geltung.
Auch diesen Ausführungen vermag der Referent weitgehend zuzustimmen. Der
kontemplative Charakter des Ästhetischen, beruhend auf der „Interesselosigkeit"
des ästhetischen Subjekts sowie auf dem ästhetischen Moment der Ferne, werden in
ihrer grundlegenden Bedeutung ebenso erkannt und gewürdigt wie die Irrealität des
ästhetischen Gegenstandes. Trotz dieser wesentlichen Einsichten hat diese Abhand-
lung aber doch noch nicht alle Reste des Psychologismus und Intuitionismus über-
wunden. Denn indem der Verfasser das künstlerische Erleben schließlich zu einem
existentiellen Erleben werden läßt, durchbricht er die Sphäre der autonomen
ästhetischen Bedeutungsweise und ordnet damit das Ästhetische wieder in die Reihe
der psychologischen oder metaphysischen Erscheinungen ein.

Die letzte Abhandlung dieser Schrift bringt das in Bd. 19 der Zeitschrift für
Ästhetik bereits veröffentlichte Referat über „Phänomenologische Ästhetik", das der
Verfasser auf dem zweiten Kongreß für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft
vorgetragen hat, noch einmal zum Abdruck. In diesem Referat hat der Verfasser
die psychologistische Auffassungs- und Ausdrucksweise durchaus vermieden und
gewiß eine große Annäherung an die objektive Ästhetik der Wertphilosophie voll-
zogen. Diese Annäherung der Standpunkte ist denn auch von verschiedenen Red-
nern bei der Diskussion des Vortrags betont worden. So sehr der Referent dieser
Schrift auch seinerseits geneigt ist, das Verbindende zu betonen, so kann er doch
nicht umhin, auch bei dieser Gelegenheit die Bedenken gegen den Intuitionismus
dieser phänomenologischen Ästhetik geltend zu machen, die er bereits in seinem
an den Vortrag von Herrn Prof. Geiger anschließenden Referat auf dem genannten
Kongreß geäußert hat. Das unmittelbare Erleben und die aristokratische Haltung,
auf die sich der Verfasser beruft, verlieren ihren Sinn, sobald es sich darum han-
delt, das unmittelbar Erlebte in die Sphäre der an objektiven Kriterien zu messen-
den theoretischen Deutung zu übertragen.

Heidelberg. Friedrich Kreis.

Paul Plaut, Prinzipien- Methode der Kunstpsychologie (mit
26 Abbildungen und einer Tafel). Sonderdruck aus Abderhaldens: Handbuch der
biol. Arbeitsmethoden, Abt. VI, Teil C II, Heft 3. Urban & Schwarzenberg 1928.

Das stattliche Buch ist nicht bloß eine trockene Untersuchung über Methodik,
sondern bereichert auch inhaltlich die Wissenschaft, indem es von den meisten der
besprochenen Methoden praktische Anwendungen in selbständiger Forschung anführt.
Zunächst wird die Psychologie des Künstlers behandelt und dabei werden
die verschiedenen psychographischen Methoden erörtert. Für die Analyse des künstleri-
schen Schaffensprozesses wird die Methode der Umfrage empfohlen und gleich an
einer Umfrage des Verfassers erläutert; dabei werden auch die Antworten veröffentlicht,
die von namhaften Künstlern der Gegenwart stammen. Anhangsweise wird auch
noch die Psychopathographie erörtert. Unter der Überschrift: Charaktero-
logische Methode wird besonders die Psychoanalyse in ihrer Bedeutung für
die Kunstforschung besprochen. Dann folgen die Methoden der angewandten
Psychologie, wie sie in den Einzelkünsten verwendet werden. In einem be-
sonderen Kapitel wird das musikalische Erleben als psychophysi-
sches Problem gefaßt und letztlich auch die ethno-psychologische
und soziologische Kunstbetrachtung herangezogen. — Im erfreulichen
 
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