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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 25.1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.14174#0074
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BESPRECHUNGEN.

die Kritik der Urteilskraft reich ist an fruchtbarsten Einblicken in das Wesen des
ästhetischen Gefühls, sie fragt nach der „Möglichkeit der Ästhetik als Wissen-
schaft"; sie deckt also u. a. auch diejenigen Erkenntnisbedingungen auf, die Victor
Bäsch überhaupt erst die Möglichkeit gewähren, seine psychologische Theorie in
Angriff zu nehmen und durchzuführen. Einen Vorteil, der dem Leser des Buches
von Bäsch in der angenehmsten Weise auffällt, hat jedoch diese an Kant vorbei-
gehende Kritik: Sie gibt unserem Verfasser Gelegenheit, seine eigene Lehre vom
Schönen zu entwickeln. Er leugnet bzw. verkennt aber sofort die «Objektivität»
des Schönen, das er vielmehr versubjektiviert, indem er es auf die ästhetischen
Gefühle, auf die „sentiments de Sympathie symboliques" zurückführt. Überhaupt
gehört Bäsch nicht der durch die Namen Piaton, Aristoteles, Descartes, Kant,
Hegel, Schelling bezeichneten Reihe von Denkern an, die den Gedanken von der
«Objektivität» des Geistes vertreten; er ist vielmehr Subjektivist und Psychologist
und im Anschluß daran Relativist, dem die Behauptung eine Unsinnigkeit dünkt,
daß es im Reiche des Ästhetischen eine objektive Notwendigkeit gäbe. Seinen sub-
jektivistischen und rein psychologistischen Subjektivismus spricht er mit aller
Deutlichkeit mit den Worten aus: „II est evident que la beaute ainsi concue ne
peut pas etre objective, qu'il depend toujours de nous d'accomplir ou de refuser
l'acte par lequel nous conferons, et aux phenomenes de la nature et aux objets de
Tart, une persor.nalite et une äme semblable ä la nötre. D'aüleurs, toute la dis-
cussion que nous avons etablie contre i'unite, l'universalite et la necessite du Beau
devait logiquement avoir pour consequence une conception subjective de la beaute
... le Beau ne peut avoir qu'une existence subjektive, le Beau n'existe veritablement
que dans 1'äme du contemplateur et seulement au moment oü s'etablit la Vibration
sympathique entre lui et Pobjet" (S. 551). Im Rahmen dieser psychologischen
Auffassung schenkt er uns eine Fülle feinsinnigster Aufhellungen jener subjektiven
Vorgänge, in denen das Schönheitserlebnis sich entfaltet. Für diese Vorgänge hat
Bäsch ein auf reichstem Einfühlen und Mitschwingen beruhendes intensives Ver-
ständnis; er ist eine Persönlichkeit, der diese Gefühlswelt die wahre und eigent-
liche und eigentlich nur lebenswerte Welt bedeutet. In der Stärke dieses persön-
lichen Erlebens ist auch sein ästhetischer Subjektivismus verankert; daher auch
der Reichtum seiner psychologischen Aufschlüsse.

Berlin. Arthur Liebert.

Miguel Artigas (Director de la „Biblioteca Menendez y Pelayo"):
Menendez y Pelayo. Santander 1927. 310 Seiten.

Diese Schrift tritt nicht auf mit dem Anspruch, eine vollständige und streng
wissenschaftliche Biographie des don Marcelino Menendez y Pelayo (1856—1912)
zu sein. Sie will vor allem der jungen Generation von hispano-amerikanischen
Studierenden ein Bild des großen spanischen Gelehrten zeichnen, der die Ästhetik
und Literaturwissenschaft seines Landes begründet und auf die Höhe geführt, und
der ihr für die Weiterentwicklung in kommenden Jahrzehnten die Wege gewiesen
hat. Aber sie geht auch uns an; denn Menendez y Pelayo hat sein unvergleich-
liches dichterisches Einfühlungsvermögen, seine so tiefen wie umfassenden sprach-
lichen und literarischen Kenntnisse nicht nur dem heimischen Dichtergut zu-
gewandt. In Nachdichtungen hat er antike Werke der Sprachkunst lebendig zu
machen versucht; durch Ausgaben und Erläuterungen Werke des Mittelalters ins
Licht der Wissenschaft gestellt („Blanquerna" von Raimundus Lullus, „Philo-
sophus autodidactus" von Ibn Tofail); durch Übersetzungen neuere dichterische
Schöpfungen der außerspanischen europäischen Länder sowie wissenschaftliche
 
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