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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 25.1931

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Habicht, Victor Curt: Zur Frage der Wissenschaftlichkeit der Kunstgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.14174#0168
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BEMERKUNGEN.

Die Vermittlung zu breiterem Verständnis geben dabei die sog. „Inhalte" her,
und Panofskys neustes Buch: „Herkules am Scheidewege" hat ja wieder einmal
bewiesen, wie ungeheuer überheblich die Nichtbeachtung dieses sog. „Novellisti-
schen" seither gewesen ist und welch einen sicheren Führer sowohl zur Deutung
der Form, wie des Gehalts die sorgfältige Beachtung und Erschließung der „In-
halte" hergibt. Die oft verblüffenden Resultate wären ohne die angeblich beendete
Abbildtheorie auch hier in keiner Weise erreicht worden. Noch weniger wird
man angesichts dieser Arbeit Panofskys behaupten können, daß die von uns zu
untersuchenden Werte allein im „Rein-Visuellen" liegen. Man soll sich nicht —
wie der heilsame Erfolg von Pinders Buch über die Generationenlehre gezeigt hat
— scheuen, Selbstverständlichkeiten, d. h. Tatsachen, in den Brennpunkt der Be-
trachtung zu rücken. Daß die Kunstgeschichte weder eine praktische, noch eine
der Philosophie oder der Religionswissenschaft zuzuzählende Wissenschaft ist,
wissen wir alle. Steht aber die wissenschaftliche Einreihung zur Diskussion, wer-
den die „Vorlieben" bedenklich und — wie gesagt — der Versuch der Unter-
schiebung unter die Philosophie gefährlich. Die Notwendigkeit der Verklammerung
der drei wesentlichen Aufgaben ist so einleuchtend, daß nicht bewiesen zu v/erden
braucht, daß ein kenntnisreicher Sammler, wie Figdor etwa, ebensowenig ein Wis-
senschaftler ist wie ein Deuter wie Huysmanns oder ein reiner Formdenker, für
den es bezeichnenderweise überhaupt kein treffendes Beispiel gibt. Es ist einzig
und allein die Einzigartigkeit des Stoffes, die verlangt, daß die Kunstgeschichte als
Wissenschaft für sich bestehen bleiben muß, aber auch nur bestehen kann, wenn
ihre drei Aufgaben: Kennerschaft, Begreifen und Deuten als gleichwertige gepflegt
und als voneinander untrennbare angesehen werden.
 
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