Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 25.1931

DOI Artikel:
Besprechungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14174#0186
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
172

BESPRECHUNGEN.

„die Schöpfung Gottes ein zweites Mal getan" (S. 311 f. Das Bild I S. 8). Die
Frage, ob die naturnahe oder die naturferne Kunst am Anfang stehe, wird nicht
berücksichtigt.

Dieser von den Kunstwerken in lebendigem Zusammensein mit ihnen abge-
nommenen Ausformung des Inhaltsstandpunktes möchte ich, soweit das Haupt-
sächliche in Frage kommt, im Grunde von Herzen zustimmen. Das Hauptsächliche
sehe ich in dem Höhepunkt der „Theorie": das Kunsthafte in eine wunderbare
Diskretion entrückt, bis dahin entrückt, wo das Künstlerische so vollkommen ist,
daß es fast nicht mehr zu existieren scheint. Das Wesentliche des Lebens ... der
Ton des Bildes" (S. 222).

Nur bleibt zu bedenken: Es ist dem wohl zuzustimmen, m. E. auch heute noch,
daß das rechte Verhältnis von Gegenstand und Form zugrunde gelegt wird. Aber
für eine weitergehende Analyse erhebt sich die Frage, was das rechte Verhältnis
sei. Es steht von vornherein nicht fest, was an sich zur Form gehört und wieviel
in sie eingeht. Beim Gegenstand ist es ähnlich. Die Betonung der Sachlichkeit (S.
314), der Dinge (S. 312), der res (S. 214), der Existenz (S. 312) überwindet das
Problem nicht, sondern vereinfacht es zu sehr. Es werden dadurch wichtige Be-
ziehungen abgeschnitten, die Beziehung z. B. zum Künstler-Subjekt und vor allem
die Beziehungen der Sache zur Geistesgeschichte.

Wenn ferner der von den Werken der Großen abgelesene Kunstbegriff nicht
nur eine Auslese sein soll, die eben „dies" ausliest und wertet, ohne damit über
„das andere" zu urteilen, dann ist der auf der Qualität aufgebaute Kunstbegriff
davon bedroht, daß es ihm an dem Reichtum der inneren Mannigfaltigkeit gebricht,
wie umgekehrt der auf dem Stil aufgebaute der inneren Einheit des Wertmaßes
entbehrt. Gerade dem von der Qualität her bestimmten Kunstbegriff — der Kürze
wegen sei das unschöne Wort gebraucht — haftet das Individuell-Subjektive, dieser
bei jedem weitergreifenden ästhetisch-künstlerischen Urteil verbleibende Rest be-
sonders an. Hausenstein sucht es (anderswo) dadurch zu beschränken, daß er das
Menschliche als Unterlage betont („Vom Sinne der Kritik"). Das Menschliche muß
aber die Weite und Höhe des Kulturphilosophischen zu gewinnen suchen.

Ein anderes: Wenn es um die nähere, soweit möglich um die letzte Bestim-
mung des zum Inhalt gewordenen Gegenstandes geht, dann stehen sich in den Auf-
sätzen gegenüber das An-sich der Dinge, z. B. das Menschliche über die Kate-
gorie erhaben, das Menschliche an sich selbst (S. 221) und die Existenz der Dinge,
wobei die Existenz eigens unterstrichen wird (S. 310). Es heißt: „...der innerste
Wert eines Bildes (beruht) auf der Kraft, dem Gefühl des Naiven, die Dinge durch
das Bild wahr zu machen, die Existenz der Ding hervorzuheben". Hier stehen
sich, versteh ich recht, eine ins Metaphysische gewandte Fassung des Gegenstands-
begriffes und eine bis zum außerästhetischen Illusionismus vorgetriebene, den
ästhetischen Schein übersteigende Fassung gegenüber (z. v. S. 309, 234). Welche
dieser Auffassungsweisen entspricht der ästhetische Sachbegriff, der an der Sache
hervorhebt die „Fülle und Freiheit des Unbefangenen" und der „das Wesen der
Sache" darin sieht, „daß sie in jedem Augenblick als ein unermessen-Erstes auf-
tritt, mit nichts noch verglichen und nur an sich selbst bestehend" (209)? Gehen
hierin nicht die typisierende und die individualisierende Kunstart ohne rechte
Scheidung durcheinander? Wollte man der metaphysischen Fassung den Vorzug
geben und dann fragen, ob dem Künstler das Metaphysische näher liegt als dem
Denker, dann kann man wohl im Sinne des Verfassers mit „Ja" antworten. Als
Medium bezeichnet er das Gemüt, „in dem das Beste des Menschen zu Hause ist"
(S. 94) und, im Hinblick auf Rembrandt (S. 120), auf Leibi (S. 221), die Lebens-
reife, der auch in besonderer Weise das volle Aufgehen des Raumproblems eigen
 
Annotationen