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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 25.1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.14174#0194
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BESPRECHUNGEN.

les genres du comique." Bergson könne aber die procedes de fabrication du
comique nur am comique fabrique studieren (was Bergson übrigens nicht tut),
das aber sei eine mindere, von dem comique naturel abgeleitete Art. Bergson
begehe also einen doppelten Fehler, indem er nur eine Art des Komischen be-
trachte und zudem gerade die, welche das Wesen des Komischen nicht rein zeige
(Begründung und Beleg für das Letztere gibt Laurila nicht).

Hier scheiden sich die Geister. Nicht um logisch falsch und richtig geht es
hier, sondern um verschiedene logische auf Grund verschiedener metaphysischer
Grundanschauungen, angewendet auf den Bestand des Risible, bzw. des Komischen
und auf dessen Verhältnis zum Begriff. Während Bergson das Risible symptoma-
tisch geeint, aber der inneren Struktur nach verschieden sieht, scheint Laurila,
trotz der Stufung von „natürlich" und „künstlich", „mehr und weniger rein", in
allem Komischen etwas substanziell Gleichartiges zu sehen; und so scheint er
auch auf Substanzbegriffe, auf statische Definition aus zu sein, während Bergson
auf Funktionsbegriffe, auf dynamische Definition aus ist.

Laurila kritisiert nun die „trois observations fondamentales", die Bergson
allerdings weniger über das Komische selbst macht als „sur la place oü il faut
le chercher".

1. „II n'y a pas de comique en dehors de ce qui est proprement humain."
Anderes gelange in den Bereich des Lächerlichen nur „par une ressemblance avec
rhomme, par la marque que Thomme y imprime ou par l'usage que l'homme en
fait". Mit Recht verweist Laurila auf Komisches fln außermenschlichen Bereich.
Aber zu Unrecht zeiht er Bergson des Selbstwiderspruchs, weil er die repetition,
die inversion und die interference des series als die Kunstgriffe angibt, durch die,
vor allem in der Komödie, Komisches erzeugt wird. Das seien doch rein mecha-
nische Verfahren, mit denen Bergson selber zugestehe, daß es auch Komisches
gäbe en dehors de ce qui est proprement humain. Nun besteht doch aber offen-
sichtlich ein erheblicher Unterschied zwischen dem Komischen und einem Mittel
zur Erzeugung des Komischen. Für Bergson sind re'petition, inversion und inter-
ference des series die Grundzüge des Mechanischen im Gegensatz zum Lebendi-
gen, und erst wenn sie sich diesem einfügen, besser es überlagern, ergibt sich
für ihn das Komische.

Ähnlich ist es mit dem diable ä ressort, dem pantin ä ficelle und der boule de
neige. Bergson sieht in ihnen kindliche Grundformen gewisser dispositifs meca-
niques wirksam. Gewiß meint er, sie seien an sich schon komisch. Man kann das
für die boule de neige bezweifeln. Man kann auch die Frage aufwerfen — und
Laurila verneint sie — ob ihre Komik damit zusammenhänge, daß sie mit Men-
schen ähnlich oder von Menschen gemacht seien. Aber wie Laurila zu folgern,
mit dem letzteren könne es nicht zusammenhängen, denn sonst müßten alle Er-
zeugnisse des Menschen komisch sein, das geht nicht an, weil diese Folgerung eine
Bedinqfunsf als zeugende Ursache auffaßt.

Wohl aber kann man Bergsons Einschränkung des Komischen auf das Mensch-
liche als widerlegt ansehen durch die von Laurila sonst angeführten Beispiele.
Ihnen wären noch die komischen Wirkungen in der Musik zuzugesellen. Man hätte
auch gewünscht, daß Laurila hingewiesen hätte auf die Abhängigkeit dieser ersten
Grundthese Bergsons von dem Leitgedanken seiner ganzen Studie, der fonctioii
corrective sociale des Lachens, sowie vor allem darauf, daß hier offensichtlich an-
thropozentrischer französischer Geist spricht.

2. „Le comique exige ... pour produire tout son effet, quelque chose comme
une anesthesie momentanee du coeur. II s'adresse ä rintelligence pure." Dieser
These erkennt Laurila nur für einen Teil des Komischen Gültigkeit zu. Er er-
 
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