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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 26.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.14167#0218
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BESPRECHUNGEN.

baren; sie erlaubt zugleich den Eindruck der Körperlichkeit aller dargestellten
Gegenstände im Beschauer wachzurufen. Nach Mesnil war „Masaccio der erste,
der den Eindruck des Raumes in der Malerei hervorzurufen verstand, indem er
durch die Linienwirkung die dritte Dimension schuf" (140). — Um das Verständ-
nis der Entstehung des römischen Triumphbogens, um sein inneres Wesen und seine
Geschichte müht sich Ferdinand Noack in seinem Vortrag: „Triumph
und Triumphboge n". Der Durchzug durch das Tor ist Symbol der dem sieg-
reichen Heere gewährten Entsühnung von Kriegsbefleckung. Die Zeremonien des
Triumphes sind etruskischer Herkunft, seine endgültige Form ist Schöpfung des
republikanischen Rom (160). In Rom stehen auch die ältesten der Überlieferung be-
kannten Triumphbogen, an Stellen, die der Triumphzug berührte. In der Tor form
dieser Denkmäler wird die Idee der reinigenden Kraft festgehalten (163), und der
Triumphbogen ist von Anbeginn ein geweihtes Monument (167), nicht dazu be-
stimmt, Standbilder sterblicher Menschen zu tragen, sondern sakralen Ursprungs.
„Es bleibt lediglich die Konstruktion des Tores als Gewölbe außerhalb der sakra-
len Deutung" (168). Den Grund für diese Wahl des Gewölbes sieht Noack in der
Tragfähigkeit der Tonne, die von ehernen Bildwerken beansprucht wird. Die Kon-
struktion des Triumphbogens ist römischer Herkunft. Erst seit etwa 30 v. Chr. wer-
den auch in den Provinzen Triumphbogen errichtet, in voraugusteischer Zeit nicht.
Die „Aufgabe, dem Kernbau des Triumphbogens mit seinem überwölbten Durch-
gange eine Fassadenbehandlung mit architektonischen Ausdrucksmitteln zu geben"
(172), wird schon im republikanischen Rom gelöst, auf immer andere Weise. Wie,
das zeigt Noack an den einzelnen Triumphbogen, wobei er seine Ausführungen
durch Tafeln der Bauwerke stützt. Auch der Reliefschmuck des Triumph-
bogens besitzt seine Grundidee im sakralen Akt (193). In seinen Rahmen gehört die
Verherrlichung der Taten des Herrschers, aus Her sich das historische Re-
lief großen Stiles entwickelt (195), zuerst am Titusbogen, in Blüte unter
Trajan (98—117 n. Chr.), von da ab an keinem Triumphbogen fehlend. — Ohne
engere Beziehung zum Interessenkreis unserer Zeitschrift, aber wissenschaftlich ge-
wichtig sind die übrigen Untersuchungen des fünften Bandes. „Der kosmische
Gedanke in Philosophie und Staat der Chinesen" verrät nach
Otto F r a n k e die „gleiche Grundanschauung vom Kosmos und dem Sternhimmel
wie in Babylon, in Indien und in Persien" (3), aber die Chinesen haben ihr System
auf dem gemeinsamen Boden folgerichtiger und einheitlicher weitergebaut als die
andern Völker (8) und haben die kosmologischen Grundgedanken als stärkstes
Moment bei der Gestaltung ihrer Kultur verwendet (24). Auf der Gleichsetzung
von Kosmos und Staat beruht ihr gesamtes Kultursystem (32). — Nach Urform,
religiöser Grundvorstellung und frühchristlicher Entwicklung der Abendmahlslitur-
gie forscht Hans Lietzmannin: „Die Entstehung der christlichen
Liturgie nach den ältesten Quelle n". — Anknüpfend an „M o n -
taigne und die Antike" findet Paul Hensel Gelegenheit zur Charakteri-
sierung der zweiten Periode der Renaissance, als deren bezeichnender Vertreter Mon-
taigne ihm gilt. An seiner Verwendung von Zitaten des klassischen Altertums macht
er Montaignes Entwicklung von der anfänglich stoischen Haltung bis zum Eindrin-
gen in das ganz Persönliche, mit Zurücktreten des moralischen und Erstarken des
psychologischen Interesses, im Einzelnen deutlich. Das Zitat, zuerst Selbstzweck,
wird später Illustration (91). — Als ein „nachgeborenes Kind des gotischen Zeit-
alters" (121), von den Bahnbrechern neuer geistiger Bewegungen unterschieden
durch Mangel an Originalität und Fehlen echten Heldentums, stellt Karl B r a n d i
Rienzo dar in seiner Abhandlung: „Cola di Rienzo und sein Verhältnis zu
 
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