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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 26.1932

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Novotny, Fritz: Das Problem des Menschen Cézanne im Verhältnis zu seiner Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.14167#0282
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Das Problem des Menschen Cezanne im Verhältnis
zu seiner Kunst1)

Von
Frilj Novotny

Das Buch Gasquets, das seit einiger Zeit auch in einer gut über-
setzten deutschen Ausgabe vorliegt, hat ausnahmslos beifällige oder
sogar überschwängliche Aufnahme gefunden. Als Sammlung von Beob-
achtungen, die Material sein können für die Erkenntnis und Unter-
suchung einer der am schwersten zugänglichen Künstlerpersönlichkeiten,
verbietet es eine Kritik im gewöhnlichen Sinn und verlangt wie alle
Bücher dieser Art die Dankbarkeit der Nachwelt. Eine Schilderung wie
die Cezannes an der Arbeit vor dem „Motiv", die eigentlich mehr eine
Beschreibung des mit jedem neu hinzukommenden Pinselfleck sich ver-
dichtenden Bildes ist (S. 129 ff. und S. 100 ff. der französischen Aus-
gabe), rechtfertigt begeistertes Lob. Hier ist eine schöne Veranschau-
lichung des Vorganges des Malens gelungen, der bei Cezanne wie bei
nur wenigen anderen Malern dem Endergebnis entspricht. Diese Ver-
wandtschaft des Entstehungsvorganges mit der Erscheinung des voll-
endeten Werkes liegt bei ihm tiefer als der etwa in einer impressio-
nistischen Zeichnung enthaltene Anreiz, den Künstler bei der Tätigkeit
zu rekonstruieren. (Die Architektonik gewisser Zeichnungen Rembrandts
läßt eine jener Eigenschaft der Malerei Cezannes verwandte Nötigung
zu genetischem Erfassen erkennen.) Gasquets Schilderung zeigt die
provenzalische Landschaft und vor ihr das Bild Cezannes und wir emp-
finden, den Schöpfer über seinem Werk vergessend, dieses als Wieder-
holung der Naturschöpfung. Nun erfassen wir umgekehrt die Land-

L) Der vorliegende Versuch hat zum Anlaß das Erscheinen der deutschen Aus-
gabe von Joachim Gasquets „Cezanne" (übersetzt von Elsa Glaser, Berlin 1930).
Die grundsätzlichen Fragen, die zu untersuchen die Aufgabe dieser Arbeit bildet,
sollen ausgehend von dem Werk Gasquets erörtert werden, doch ist dieses nicht
zum Gegenstand einer Besprechung im eigentlichen Sinn gemacht, sondern eben
nur Anlaß zur Darlegung jener Fragen. — Dieser Versuch ist ferner als Ergänzung
eines Aufsatzes anzusehen, in welchem die hier gezeigten Probleme zum Teil an-
gedeutet sind (F. Novotny, Paul Cezanne, „Belvedere", VIII. Jahrgang, Wien 1929,
Heft 12).
 
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