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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 26.1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.14167#0236
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222

BESPRECHUNGEN.

bauten und Wohnbauten ineinander. Die große Gruppierung ist nach Staaten erfolgt,
wobei Deutschland im Vordergrund steht. Hier ist der erste Abschnitt der Vorkriegs-
zeit gewidmet,. dem „Durchbruch" der van de Velde, Behrens und des Darmstädter
Kreises mit den Verzweigungen der süd- und westdeutschen Schule. Mit Recht ist
z. B. Walloth ganz draußen geblieben, auch Schultze-Naumburg und Ludwig Hoff-
mann müssen in einer Darstellung fehlen, die die Wege zum Neuen aufweist.

Die „Gärung und Klärung nach dem Kriege" ist mit der Vielfältigkeit der neuen
Aufgaben und Lösungen besonders gelungen gezeichnet. Wie die Fülle des gebo-
tenen Materials sich in die großen Linien einfügt und klare Profile bekommt, das ist
besonders meisterhaft.

Die abgewogenen und treffenden Urteile, die bei aller zugestandenen Zweck-
bestimmung die künstlerischen Ziele herausheben, werden in den Kapiteln über
Frankreich, Holland und Amerika besonders wertvoll.

Was im historischen Teil wegen der monographischen Anlage vielleicht noch
etwas ineinander verhakt war, löst sich nun ganz klar in den folgenden systema-
tischen Abschnitten, deren einer dem Städtebau und Siedlungswesen, der andere
ästhetischen Fragen und technisch sehr präzisen Erklärungen gilt.

Das Werk ist in seiner frischen Art, die viele Einzelheiten und doch ein Ge-
samtbild, deutliche Wertungen und doch gerechten Ausgleich bringt, geradezu einzig-
artig und ganz vortrefflich. Gerade deshalb wird es richtig verstanden werden, wenn
wir bemerken, daß die skandinavische Baukunst, besonders Finnlands, die englischen
Gartensiedlungen und die Wiener Neubauten zu wenig oder gar nicht berücksichtigt
sind.

Daß der Deutsche Werkbund als erster Vorkämpfer der neuen Gesinnung nur
beiläufig erwähnt wird, hängt wohl mit der Begrenzung des Themas zusammen.
Denn um die Wurzeln der neuen Architektur zu fassen, müßte man über sie hinaus-
gehen in das Gebiet, das man früher „angewandte Kunst" nannte: Kunstgewerbe,
Reklame, Typographie, Mode.

Das kostbare und üppig ausgestattete Buch, das in zwei Jahren schon seine
zweite Auflage erfuhr, stellt bis auf weiteres das Standard-work über Neues
Bauen dar.

Berlin. Klaus Berger.

Georg Lehnert: Geschichte des Kunstgewerbes IV. de Gruy-
ter & Co., Berlin 1931.

In der Sammlung Göschen ist das vierte Bändchen von Lehnerts Geschichte des
Kunstgewerbes herausgekommen, welches aber diese Publikation noch nicht ab-
schließt. Was wir im Jahre 1928 über die damals vorliegenden drei ersten Bändchen
gesagt haben, müssen wir-hier leider wiederholen. Die dort gemachten Einwände
sind nicht berücksichtigt worden, ja ganz dieselben Fehler kehren hier wieder. Der
veraltete Ausdruck von „Filigran-Gläsern" ist sonst längst ausgeschwitzt worden,
während man den Unterschied zwischen Glasschnitt und Glasschliff doch schon ziem-
lich allgemein einhält. Lehnert scheint die Literatur der letzten beiden Jahrzehnte
nicht mehr zu berücksichtigen, sonst hätte er sich mit der Frage der Fayencen von
St. Porchaire auseinandersetzen müssen, oder z. B. die alpenländische Gefäß- und
 
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