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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 33.1939

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BESPRECHUNGEN

187

Guido Manacorda: Italienische Kunst des XIX. und XX. Jahr-
hunderts. Wessobrunner Verlag, Berlin 1938.

Die zur Eröffnung der ersten großen italienischen Kunstausstellung in Berlin
1937 von M. gehaltene Rede — mit einer Auswahl der ausgestellten Werke in schönem
Kunstdruck zu einem Bildband vereinigt — stellt eine willkommene Einführung in
die neuzeitliche Kunst Italiens dar. Man ist immer wieder überrascht, zur Zeit des
Impressionismus gerade in Italien Werken von entzückendem Färb-, Licht und
Formzauber zu begegnen; überhaupt scheint die Malerei dem heutigen Italiener die
stärktsen Talente abzulocken. Auch die neue, wieder ganz monumentale Malerei
hat sich in Italien früher gefestigt und ist früher zu erheblichen Werken vorgestoßen
als die deutsche. Dagegen erscheint uns die moderne italienische Plastik — wie ja
auch die moderne Architektur — von einer merkwürdig bizarren Unausgeglichen-
heit, durch die das zeitgemäße „Wollen" eher überrannt als gebunden wird.

Schwerin. Margarete Riemschneider-Hoerner.

Max Doerner: Malmaterial und seine Verwendung im Bilde.
Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart, 6. Aufl. 1938.

Man wird sich kaum ein Maleratelier ohne dieses ebenso gründliche wie über-
sichtliche Handbuch vorstellen können, das auf jede, den Praktiker interessierende
Frage eine Antwort weiß, angefangen vom Malmaterial bis in die letzten Feinheiten
des technischen Vorganges hinein. Aber auch der Kunsthistoriker wird sich an Hand
der Kapitel über die Techniken alter Meister schnell und verläßlich die notwendigen
Kenntnisse erwerben können. Das gleiche gilt für den Kunstwissenschaftler gerade
heutzutage, wo die Rückkehr zum gesund Handwerklichen auch die ästhetische Be-
griffsbildung nicht unbeeinflußt läßt. Es wird stets Voraussetzungen geben, die man
nicht einfach ablesen kann, sondern bis zu einem gewissen Grade selber wissen muß,
ehe man über die erreichte Wirkung etwas aussagen kann.

Schwerin. Margarete Riemschneider-Hoerner.

Ulrich Christoffel: Die Welt der großen Maler. R. Piper und Co.
Verlag, München 1938.

Der ganze Zauber dieses schon rein äußerlich so kulturvoll gehaltenen Buches
liegt in seiner selbstverständlichen, unbekümmerten, ja man möchte fast sagen —
bescheidenen Einseitigkeit. Schon die Unterscheidung zwischen Künstler und Maler
— das Buch beschäftigt sich nur mit den letzteren — verblüfft und nimmt doch ge-
fangen. Desgleichen heute so fremdartig klingende Sätze wie: „Das Malerische als
Widerschein des Seelischen... hat sich nur im Abenndland enfaltet, nur bei den Völ-
kern, die sich der untergehenden Sonne, dem Herbst und dem Alter zuwenden". Wir
vermissen vielleicht das „auch", aber es ist doch hier nichts anderes gemeint als die
über alles Geschichtliche sich hinaushebende schlichte Tatsächlichkeit der Sonder-
stellung des Genies. Nicht aus einem l'art-pour-l'art-Standpunkt heraus ist der große
Maler mit sich allein, verzichtet er auf alle Wirkung in die Breite, auf Belehrung,
auf Schmuck, sondern ganz selbstverständlich, weil er nicht anders kann.

Dies schlicht Selbstverständliche, das gläubig Bereite und zart Nachgebende ist
die große Schönheit des Buches. Nur wenig Kunstwerke, nur wenig Maler verdienen
es, bereit und lebendig — unsterblich ist kein Wort, das der Terminologie des Buches
 
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