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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Beissel, Stephan: Miniaturen aus Prüm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0023

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19

1906. — ZETTSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 1.

20

Zur richtigen Erklärung helfen die vonJohann VII.

(-j- 707) in der alten Peterskirche angebrachten

Mosaiken. Sie beweisen, daß hier

geschildert ist, 1. wie Simon Magus

zu Nero redet, hinter dem die

Apostelfürsten stehen, 2. wie dieser

Magier mit Hilfe zweier Teufel

von einem Turme aus auffliegt,

aber herabstürzt, weil Petrus und

Paulus am Fuße des Turmes

knien und Gott bitten, den Betrüger

zu Schanden zu machen, 3. und

4. wie Petrus gekreuzigt, Paulus

enthauptet wird.

Beim zweiten Weihnachtstage

schildert die Miniatur oben die

Predigt des hl. Stephanus vor

dem Hohen Rate, unten dessen

Steinigung. Am dritten ist der

Evangelist Johannes, dessen
Fest dann gefeiert wird, thronend
dargestellt. Er hält ein offenes
Buch, worin der Anfang seines
Evangelium aufgezeichnet ist.

Durch eine Miniatur mit drei
Szenen ist das Fest des hl. Mau-
ritius (22. September) ausgezeichnet. 1. Der
Kaiser fordert den Heiligen zum Götzenopfer
auf. 2. Er läßt ihn, nachdem seine
Legion dezimiert ist, zum zweiten
Male zum Abfall versuchen, dann
3. ihn mit seiner ganzen Legion
enthaupten.

Auch das Fest der hl. Chry-
santus und Daria, deren Re-
liquien 844 von Rom nach Prüm
kamen und in dem Tochterkloster
Münstereifel beigesetzt wurden, hat
eine Miniatur mit drei übereinander
gestellten Szenen. 1. Chrysantus
wird von einem Bischöfe bekehrt,14)
dann 2. von demselben getauft.
3. Er sitzt mit seiner Gemahlin
Daria auf einer Bank und belehrt sie.

Abb

Petrus entlarvt den
Zauberer Simon.
(Aus dem Tropar von Prüm.)

windenden
die Bilder

schichte der altchristl. Kunst« (Freiburg
1899), S. 202 f. und Garrucci,
>Storia«, IV. tav., 282.

u) Die Gestalten de» hl. Chrysantus
und des Bischofes in farbiger Nach-
bildung bei Louandre. Doch ist die Far-
bengebung bei ihm, wie bei Labarte nicht
treu, bei ersterem zu frisch und lebendig, bei letzterem
zu grau und düster. Die Farben sind in Wahrheit
hell, aber matt

Die Miniatur zum Feste des hl. Andreas
(30. November) enthält zwei Szenen. Oben
ist der Apostel an sein Kreuz fest-
gebunden. Zur Rechten und Linken
des Kreuzes stehen zwei vornehme
Männer, welche den Heiligen zu
beklagen scheinen. Einer derselben
ist vielleicht der Statthalter Aegeas,
welcher ihn zuerst ans Kreuz heften,
(lann wiederum herabnehmen wollte.
Unten begraben zwei Frauen, Maxi-
milla und Efidama, den Heiligen.16)
Eine Inschrift fügt zu seinen
Namen ,,Andreas", die alte Über-
setzung ,, Virilis" bei, d. h. „der
starke Mann".

Den hl. Benedikt finden wir
neben dem für sein Fest bestimm-
ten Texte thronend, indem er
einen Stab hält und die Rechte
ausstreckt. Vor ihm steht ein
Mönch mit dem Buche der Regel,
das er eben vom Heiligen emp-
fangenhat. Der hl. Michael zeigt
sich am 29. September als Be-
sieger des unter seinen Füßen sich.
Drachens. Noch einfacher sind
zu den Festen der hl. Martin
und Laurentius; denn, wie die
Abbildungen 6 und 7 zeigen, stehen
beide ohne zu handeln einfachhin
in Nischen.

Die vorletzte Miniatur illustriert
Notkers Hymnus zu Ehren „eines
Märtyrers", worin die Kirche ge-
tröstet wird, welche gleich Rachel
über ihre unschuldig ermordeten
Kinder trauert.16) Unter einem von
Säulen getragenen Bogen steht
eine Frau als Personifikation dieser
Kirche. In der Rechten hält sie •
eine Palme, das Siegeszeichen der
Märtyrer, mit der Linken erhebt
sie das Ende des Kopfschleiers,

Abb. 6. Der hl. Martin.
(Aus dem Tropar von Prüm.)

15) Gregor Tur., »Liber de mira-
culis b. Andreae apostoli«, c. 34 und
36, 1. c. 845.

I61 Notker singt: Quid tu, virgo
mater, Ploras, Rachel, formosa, Cujus
vultus Jacob delectat, Ceu sororis anni-
cula Lippitudo eum juvat? Terge, mater,
tluentes oculos. Migne, »Patrol. lat.« CXXXI,
1023. Matth. 2, 18, Rachel, plorans filios suos, et
noluit consolari, quia non sunt.
 
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