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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Braun, Joseph: Die St. Andreaskirche zu Düsseldorf, ihre Stuckdekoration und ihre Stellung zu den übrigen rhein. Jesuitenkirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0066

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89

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

90

Zur Begründung wird darauf hingewiesen, daß
der Architekt Wolfgang Wilhelms, Deodat del
Monte, ein Schüler Rubens und trotz seines
italienisch klingenden Namens ein belgischer
Meister gewesen sei. Doch mit Unrecht, zwischen
den belgischen Kirchenbauten aus dem Be-
ginne des XVII. Jahrh. und der Düssel-
dorfer Kirche besteht konstruktiv und deko-
rativ ein Unterschied, wie er nicht schärfer
gedacht werden kann. Es sind vornehmlich
Jesuitenkirchen,
welche damals
in Belgien ent-
standen. EinTeil
derselben hält an
der einheimi-
schen Gotik in
einer Treue fest,
die Staunen er-
regt, ein anderer
mischt dem goti-
schen Bau Re-
naissancemotive
unter, ein dritter
schafft Kirchen,
die zwar in die
Formspracheder
Renaissance ge-
kleidet sind.nach
AnlageundKon-
struktion aber
ganz die alten,

traditionellen
Bahnenwandeln.
Es hat darunter
auch Hallen-
kirchengegeben,
so die nunmehr Abb- "• Plan zur

verschwundene Jesuitenkirche zu Ypern und
die noch vorhandene Jesuitenkirche zu Ant-
werpen, jetzt St. Charles, und zwar hat letztere
sogar, eine Ausnahme in den belgischen
Kirchen, Emporen über den Seitenschiffen.
Und doch wie wenig Verwandtschaft mit der
Düsseldorfer St. Andreaskirche. Aber auch die
Stuckdekoration in dieser hat nichts mit der
Stuckdekoration belgischer Kirchen zu tun.
Dort überall klassische Motive, Eierstab, Perlen,
Rosetten usw., hier das freiere Ornament der
niederländischen Renaissance bis zum ärgsten
Knorpelornament. Klassische Beispiele zum
Vergleich bilden die zu den bedeutendsten
Kirchen der belgischen Renaissance gehörenden

Jesuitenkirchen zu Brügge, Löwen, Antwerpen,
Namur und Mecheln, dann Notre-Dame de
Hanswyk und die Beguinenkirche zu Mecheln,
die Kirche des Beguinenhofes zu Brüssel und
Lierre und St. Pierre zu Gent.

Es ist aber auch nicht zutreffend, wenn Clemen
meint,11) die Düsseldorfer St. Andreaskirche sei
eine der besten Beispiele des rheinischen
Jesuitenstiles und ihr Stuck nach Formen-
sprache und Gedankeninhalt eine seiner glän-
zendsten Verkörperungen. Weder der Bau
noch sein Stuck trägt dessen charakteristi-
sche Merkmale an sich. Was die Kon-
struktion anlangt, folgen die im Beginn des
XVII.Jahrh. neuerbauten rheinischenjesuiten-
kirchen zu Koblenz, Köln, Aachen voll-
ständig der Gotik; ebenso ist ihr Stil noch
in der Hauptsache gotisch, der Anlage nach
aber sind sie Kirchen mit überhöhtem Mittel-
schiff. Freilich sind ihren Seitenschiffen
Emporen eingebaut, allein diese sind keines-
wegs eine spe-
zifische Eigen-
tümlichkeit der
rheinischen Je-
suitenkirchen ;
sie finden sich
vielmehr schon
an der Münsteri-
schen Kirche des
Ordens, die im
letzten Dezen-
nium des XVI.
Jahrh. entstand,
in der Jesuiten-
kirche zu Mols-
heim und bei

Kölner Jesuitenkirche. der Mehrzahl der

süddeutschen Kirchen. Die erste Hallenkirche
unter den rheinischen Jesuitenkirchen aber
ist, wenn wir von der Düsseldorfer absehen,
die gegen Ende des XVII. Jahrh. entstan-
dene Bonner Kirche zum hl. Namen Jesu. Sie
ist als Hallenkirche das einzige Gegenstück der
Düsseldorfer Jesuitenkirche, stilistisch aber —
sie ist im wesentlichen noch gotisch — steht
sie dieser ebenso fern, wie durch den Mangel
durchgehender Emporen in den Seitenschiffen.
Aber auch was den Stuck anlangt, steht
die Düsseldorfer Kirche ganz außerhalb der
Reihe der rheinischen Kirchen. Die Aachener

II) ->Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis
Düsseldorf«, S. 27.
 
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