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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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191

!906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 6.

192

trag; auf die Dauer nicht genügen konnte. Der kürzlich
erschienene II. Nachtrag hat den Vorzug, nicht nur
das Versäumte nachzuholen, sondern auch die aller-
neueste Zeit (1901 — 190f>) ausgiebigst zu berücksich-
tigen, so daß nunmehr auf diesem vielgepflegten
Konsultationsgebiete ein Nachschlagebuch vor-
liegt, das allen billigen Anforderungen genügt, bis
die gesteigerte Forschung und Produktivität wieder
eine neue Auflage erfordert, zu der sich dann viele
Notizensammler die Hand reichen müssen. A.

Moderner Cicerone. Berlin I. Das Kaiser
Friedrich-Museum. Von Dr. Paul Schubring.
Mit 276 Abbildungen und 2 Grundrissen. Union,
Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart 1906.
(Preis gebunden 4,50 Mk.)
In diese (hier XVI, 191 und 384) bereits be-
sprochene Serie von Führern durch die bedeutendsten
Kunststädte und -Gegenden ist neuerdings auch Berlin
eingetreten durch eine Beschreibung des Kaiser
Friedrich-Museums, das seit seiner Eröffnung
vor nahezu 2 Jahren (vergl. XVII, 317) eine gewaltige
Anziehungskraft bewährt. — In der diesen Führern
eigenen so handlichen wie vornehmen, ungemein
reich illustrierten Form ist hier ein Rundgang durch
das neue Museum geboten, wie er anregender und
instruktiver kaum gedacht werden kann. — Nach
einer kurzen sehr interessanten Einleitung über die
„Geschichte der Sammlung" wird zuerst der Ober-
stock, der nur Gemälde enthält, durchwandert, und
was hier die Italiener, die Nordische Malerei (Alt-
niederländer, Alte deutsche Schule, Niederländer des
XVII. Jahrh.), endlich die Spanier, Franzosen und
Engländer bieten, mehr oder minder eingehend erklärt
mit voller Beherrschung des Stoffes, in
eleganter Darstellung und packender Art.—
Das Parterre, welches die Basilika, Altchristlich-
byzantinische Abteilung, Persisch-islamische Kunst,
Italienisch gotische Plastik, Italienische Renaissance-
plastik, Deutsche Bildnerei umfaßt, die ebenfalls
teilweise zu dem Spezialgebiet des Verfassers ge-
hören, wird in derselben anschaulich aufklärenden
Weise topographisch vorgenommen, so daß hier in
peripatetischer Art die mannigfaltigsten Kunstkennt-
nisse vermittelt werden. g

Beckmann-Führer.— Mainz und Umgebung.
Mit fünffarbigem Stadtplan, 13 Kunstbeilagen und
vielen Textillustrationen, bearbeitet von Prof. E.
Neeb. II. Aufl. — Seifert in Stuttgart. (Preis 75 Pf.)
Dieser handliche Führer bietet auf 48 Seiten eine
„Geschichte der Stadt", in der auch das römische
und das mittelalterliche Mainz gut bedacht sind. Der
„Beschreibung der Stadt und ihrer Umgebung" sind
die weiteren 90 Seiten gewidmet, und zwar zunächst
allgemeineren Angaben und Nachweisen, sodann den
„Wanderungen durch die Stadt": durch die Neustadt,
namentlich aber durch die Altstadt, für die fünf
Orientierungsgänge vorgeschlagen werden, an welche
die Ausflüge in „die nächste Umgebung" sich an-
schließen. Die Illustrationen, die sich mit Recht auf

Bauwerke und Skulpturen der verschiedenen Stilarten
beziehen (mit Einschluß der im vorigen Jahre ge-
fundenen, großen und herrlichen Jupitersäule) sind
zumeist auf eigenen Tafeln gut reproduziert. H.

I

Die Kunstsammlung des königl. Professors
Dr. Wilhelm von Miller in München. Von Dr.
E. Bassermann-Jordan. Mit 39 Tafeln in Licht-
druck. F. Bruckmann, A.-G., München 1906.
(Preis geb. 30 Mk.)
Der Professor der Chemie, dem (die Wieder-
auffindung der Technik des für die mittelalterliche
Textilkunst im Orient und später auch in Europa so
bedeutungsvollen cyprischen Goldfadens einen Ehren-
platz in der Geschichte des modernen Kunstgewerbes
verschafft), die Familientradition Liebe zur Kunst
eingeflößt hatte, fand in der Erwerbung alter Kunst-
gegenstände zur Ausschmückung seines Hauses Be-
friedigung und Erholung. — Die Sammlung, die er
zurückgelassen hat, umfallt 556 Objekte. Diese sind
von dem Kunstgelehrten Bassermann-Jordan mit
großem Verständnis katalogisch beschrieben; 160 der-
selben von Bruckmann auf 39 Tafeln vorzüglich
reproduziert worden. Letztere, die für die Beurteilung
der Sammlung wesentliche Dienste leisten, geben
Glasgemälde, Emails, Gefäße und Geräte in Edel-
metall, Bronze, Kupfer wieder, sowie Waffen, Holz-
figuren, Miniaturen, Gemälde. Nur wenige von ihnen
(die deswegen besser nicht abgebildet wären)
wecken Verdacht, die meisten machen einen recht
guten Eindruck, manche als hervorragende Wert-
objekte der Waffentechnik und Treibkunst aus der
Renaissance; auch die, zumeist der Spätgotik ange-
hörige Holzplastik bietet eine Anzahl guter Exem-
plare, wie sie der Münchener Antiquitätenmarkt in
großer Anzahl lieferte und eigentlich noch besorgt. —
Sollte der mit außergewöhnlicher Eleganz ausgestattete,
vornehm wirkende Katalog das Vorspiel der Auf-
lösung sein, dann wird es wiederum an hohen Preisen

nicht fehlen.

Schnütgen.

Un cours d'Esthetique Artistique dans les
classes superieures d'Humanites anciennes par l'abbe
Hector Gevelle. — A. Spinet, Enghien 1905.
(Preis 0,50 fr.)
Dieses Heftchen soll bekannt machen mit dem
Verfahren des Kolleg.-Professors der Beredsamkeit,
seine Schüler einzuführen in das Verständnis der
ästhetisch - künstlerischen Grundsätze. Zu diesem
Zwecke unterzieht er die vatikanische Prachtstatue
des Kaisers Augustus, die 1863 an der Via Flaminia
ausgegraben wurde, einer sehr eingehenden Analyse,
die sich zuerst mit ihrer Gesamtheit, dann mit den
Darstellungen auf ihrem Küraß beschäftigt. Die zahl-
reichen Fragen, die gestellt und in freiem mündlichem
Vortrag beantwortet werden, sind geeignet, das
Interesse zu wecken, das Auge zu schulen, die Kritik
zu lehren und mit ihr die Handhabung des Wortes.
Daß durch alles dieses von einem geschickten Lehrer
der Geschmack gebildet wird, unterliegt keinem
Zweifel. q
 
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