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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Falke, Otto von: Wiener Grubenschmelz des XIV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0217

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331

1906.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

332

herrenstifts Klosterneuburg. Die bei-
gefügte Ziffer 87 ist keine Datierung auf das
Jahr 1337, sondern sie ist nur eine Nummer
des Stiftsinventars.

Ein drittes Ciborium unserer
Werkstatt im Kunstgewerbe-
museum zu Köln (erworben
aus dem Nachlaß v. Sallet) ist
nicht im Urzustand erhalten, son-
dern schon im XV. Jahrh. neu
montiert worden. Die runde Kuppa
bekleiden fünf querrechteckige,
gebogene Emailplatten mit der

des Bursenreliquiars wachruft, ist mit ver-
goldeten Kupferplatten bekleidet. Darin ist
vorne und auf jeder Schmalseite je eine runde
Grubenschmelzplatte eingelassen
mit der Kreuzigung, dem Martyrium
des heiligen Laurentius und dem
Bischof S. Pancratius. Obwohl
hier die Zeichnung nicht ganz
die Feinheit der vorher erwähnten
Stücke erreicht, wird doch jeder
Zweifel an der Zugehörigkeit zur
Wiener Gruppe durch die absolute
Gleichartigkeit der Technik be-





Verkündigung, der Geburt Christi,
der Anbetung der Könige, der
Darbringung Christi im Tempel
und der Kreuzigung. Die Falten
sind hier wie der Grund blau; rot
nur die Umrahmung der Bilder,
einige Nimben und die im blauen
Grund ausgesparten Rosen. Die
künstlerischen Vorzüge der Kom-
position und Zeichnung sind die-
selben wie bei den vorgenannten
Arbeiten; aber da die Vergoldung
durch den Gebrauch vollständig
abgerieben ist, entziehen sich diese
Platten der photographischen Wie-
dergabe. Fuß, Schaft und Deckel
des Ciboriums stammen aus dem
Anfang des XV. Jahrh.

Es folgt nun ein Reliquien-
kästchen, das sich früher in
Süddeutschland in den Samm-
lungen Pickert - Nürnberg und
Seyffer-Stultgart befand und L90J
aus der Versteigerung Habich-Kassel in den
Besitz des Kestner-Museums zu Han-
nover überging (Abb. 2 und 3). Der recht-
eckige Holzkasten, dessen steiles Dach mit
dem wagrechten Wulstgriff auf dem First die
Erinnerung an die frühmittelalterliche Form

seitigt. Das hier sehr reichlich
verwendete Motiv der im Grund
ausgesparten und rot beschmolze-
nen Rosen an wellig aufwachsen-
den Zweigen oder als Streublumen
ist bereits durch das Ciborium im
Kölner Kunstgewerbemuseum be-
legt. Deutlich spricht auch für
die österreichische Provenienz die
dialektische Schreibweise „Ban-
gracius" auf dem Spruchband des
Bischofs. Zwei kleine, für Halb-
edelsteine bestimmte Ovalfelder
der Vorderseite haben im XVI.
Jahrh. eine neue Füllung erhalten;
die ganze Verzierung der Flächen
mit Blattwerk auf einem in Flecht-
muster gravierten Grunde ist aber
durchaus ursprünglich und intakt.
Ein als Almosenbüchse
eingerichtetes Kästchen ganz glei-
Abbiidung i. eher Form, das den am Reliquiar

in Hannover fehlenden Bügelgrill'
noch erhalten hat, besitzt der Louvre aus
der Sammlung Sauvageot.lu) Das gravierte
Ornament gleicht demjenigen des nachstehend
besprochenen Reliquienkästchens in München.

19; Abg-eb. Musee imperial du Louvre, Collection
Sauvageot, II planche 74
 
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