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Zeitschrift für christliche Kunst — 19.1906

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Dreger, Moriz: Eine wiedergefundene Sticktechnik
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https://doi.org/10.11588/diglit.4095#0224

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345

1906. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

340

Arbeiten sind aber mit Vorliebe durch Weberei
schattierte oder ,,ombrierte" Seidenbänder ver-
wendet, das heißt Bänder, bei denen eine
Farbe (z. B. grün) ganz allmählich in einen
anderen Ton oder eine andere Farbe (z. B.
blau oder gelb') übergeht. Ausschnitte aus
reicher ge-
musterten
Stoffen, die
sich an ande-
ren erhalte-
nen Arbeiten
finden, feh-
len unter den
hier behan-
delten Bei-
spielen
völlig; es er-
klärt sich
dies wohl aus
der Zeit der
Entstehung.
Besonders in
der Louis
XVI.-Zeit
spielt das
„Ombrieren"
in der Tex-
tilkunst eine
hervorragen-
de Rolle,
parallel etwa
dem „Chi-
nieren", und
wird auch in
der Bema-
lungdesPor-
zellanes und

anderer
Stoffe gerne
nachgeahmt.
— Das End-
ergebnis der
Arbeit konn-
te also kaum Verwunderung erregen, obgleich
die Schönheit der Anlage und Ausführung ein-
zelne Stücke weit über den Durchschnitt hinaus-
hob; was aber überraschte, war, daß man die
Arbeiten sozusagen entstehen sah, da man
sie vom ersten bis zum letzten Stadium in
zahlreichen Beispielen verfolgen konnte.

Ein Teil dieser Arbeiten ist nun in den
Besitz des (»sterreichischen Museums überge-

gangen, und hiervon sind wieder einige Stücke
anbei (auf Seite 341/342) abgebildet; doch läßt
sich trotz der geringen Zahl dieser Beispiele der
Vorgang wohl deutlich erkennen.

Das erste Stück zeigt das erste Stadium:
die mit der Feder angefertigte Vorzeichnung

auf zähem

(geschöpf-
tem) Papiere.
Die Bemer-
kung „6 Du-
zet" gibt an,
wie oft die
Form in die-
sem Falle
ausgeschnit-
ten werden
sollte.

Das zwei-
te Stück zeigt
eine so aus-
geschnittene
Form, bei
der die Kon-
turen aus-
gespart sind.
Die näch-
sten zwei
Stückebieten
uns nun ein-
und dieselbe
Form von
rückwärts
und von vor-
ne; man sieht,
wie die sorg-
fältig ausge-
wählten Ab-
schnitte far-
biger Bänder
von rück-
wärts her un-
ter die Rän-
der der aus-
geschnittenen Formen geklebt werden; die
Wirkung ist dabei immer sofort von vorne zu be-
obachten. — Die nächste Darstellung führt uns
dann ein Stück vor Augen, bei dem auch das
seitlich vorstehende Papier, bis auf einen feinen
Umriß, und die vorstehenden Seidenbandteile
abgeschnitten sind. Vermutlich wurde das
Ausschneiden, Aufkleben und Sticken nicht
von derselben Hand besorgt.
 
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