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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Strzygowski, Josef: Die persische Trompenkuppel
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0017

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Die persische Trompenkuppel.

beherbergt die Waffensammlung. Beide Kuppeln haben den gleichen Durchmesser von
17,10 m Sie ragen über quadratischem Unterbau auf; die Art der Überleitung aus
dem Quadrat ins Achteck ist verschieden, aber in jedem einzelnen Fall sehr beachtens-
wert. Das Westquadrat wird durchsetzt von vier durch Tonnen überwölbten Kreuzarmen
von je 4,50 m Breite und Tiefe; das Ostquadrat übernimmt den östlichen Kreuzarm und
führt ihn im Osten als Apsis weiter, läßt aber die Querung im Norden und Süden
fort. Wenn die acht Säulen, die im Westraum die acht Spitzbogen tragen, auf denen die
Kuppel ruht, in den Ecken eines gleichseitigen Oktogons stehen, was doch zu erwarten
ist, so müßten sie eine Achsenweite von 6,60 m haben, könnten also nicht unmittel-
bar in den Ecken der Kreuzarme aufragen, wie das Beylies Skizze zeigt, sondern ihre
Achse würde dann jederseits 1,10 m neben die Ecke geschoben sein. Über den runden
Säulen sind in den Zwickeln zwischen den Spitzbogen Stalaktitenornamente angebracht.
Sie weisen zum mindesten auf eine Restauration in islamischer Zeit, vorausgesetzt,
daß es wirkliche Stalaktiten und nicht
einzelne Nischen, drei oder fünf über-
einander sind, eine Kombination, die auch
schon in frühchristlicher Zeit möglich
wäre. H. de Hell spricht ebenfalls von
den acht Säulen, die er angulaires nennt,
und erwähnt die acht Zwickel — penden-
tifs — darüber, welche die sphärische
Ziegelkuppel tragen. Als Parallele für
diese Art der Lagerung einer Kuppel über
acht Säulen, die unmittelbar vor der Wand
in den Ecken des Achsenkreuzes stehen,
ist von altchristlicheu Beispielen etwa
S. Giovanni in fönte in Ravenna von
ca. 450, von islamischen z. B. die Selimije

in Adrianopel um 15501 ZU nennen. Als Abbildung 2. Milet, Moschee: Kuppelkonstruktion.
Beispiel einer solchen Ziegelkuppel bilde

ich Abbildung 2 meine leider recht schlechte Aufnahme der 1501 entstandenen Moschee
in Milet ab, die ebenfalls quadratischen Grundriß hat und durch acht Spitzbogen ohne
Säulen in das Kuppelrund übergeleitet wird. Die Zwickel werden wie in Amida durch
Stalaktiten gefüllt. Die Kuppel von Milet ist so durchlöchert, daß sie nächstens wohl
einstürzen wird.

Im Ostraum ist die Konstruktion in einer Art durchgeführt, wie sie für den
Osten als die typische neben der byzantinischen mit dem Pendentif gelten kann: die
Ecken sind durch große Nischen, Trompen, übersetzt. So habe ich sie in den Schenute-
klöstern in Sohag schon für das V. Jahrhundert nachgewiesen und so .kommen sie im
Kloster von Kodscha Kalessi in Kilikien wahrscheinlich schon im IV. Jahrhundert
vor.2 Sie sind dann vom Islam übernommen, in ihrer Zahl vermehrt und endlich zur
Stalaktite ausgebildet worden. Hier im nestorianischen Kloster von Amida hätten wir
also in der Ostkuppel die Urform, in der Westkuppel ein späteres Resultat der Entwicklung

1 Edhem-Pascha, L'architecture ottomane, pl. I, der Monographie über diese Moschee.

2 Strzygowski, Kleinasien, ein Neuland, S. 113.

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