Zeitschrift für Geschichte der Architektur (3.1909/10)

26 Julius Baum.

Schöpfungen jenen der Nachbarvölker im Süden und Westen am nächsten kommen.
Zwar besitzt er nicht die Selbständigkeit der Gestaltungskraft und die Geschlossenheit
des architektonischen Gefühles eines Elias Holl; es finden sich in seinem großen
Oeuvre Arbeiten, die noch die ganze Ratlosigkeit der deutschen Spätgotik zeigen. Auch
fehlt ihm jene Universalität der Nachempfindungsgabe, welche die besten der in Süd-
deutschland tätigen Niederländer auszeichnet. Selbst seine vorzüglichen Schöpfungen

Abbildung 1. Perret. Archilectura, Tafel ü,.

lassen die Rhythmik bewußt erstrebter Verhältnisse vermissen, auf der für unser ver-
feinertes Gefühl vor allem die hohe Schönheit des italienischen Renaissancebauwerkes
beruht. Dennoch muß man anerkennen, daß er nicht, wie seine meisten deutschen
Zeitgenossen, völlig ins Blaue hinein arbeitet, daß er sich nicht begnügt, lediglich das
praktische Bedürfnis zu befriedigen und das also Geschaffene mit einer meist undekora-
tiven Dekoration auszustatten. In zwei Beziehungen treten im Stile seiner besten Werke