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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Italienisches Referat
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0057

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Italienisches Referat.

delt es sich nicht nur um eine rein kommunale
Angelegenheit, sondern um eine Prinzipienfrage;
es gilt die Alternative zwischen der Ewigen Stadt,
der Stadt der Kaiser und Päpste, und der modernen
Hauptstadt des Königreichs Italien. Einstweilen
tobt der Kampf in der Presse, von allen Seiten
kommen die Vorschläge; so ist denn zu hoffen,
daß der neue Bebauungsplan wesentlichen Modi-
fikationen unterzogen werden wird und daß vom
Alten gerettet wird, was irgend zu retten ist! —
Bis zum Jubiläumsjahr 1911 sollen die Dio-
kletiansthermen freigelegt werden, d. h. von
den unschönen modernen Entstellungen durch
Wohnbaracken usw. gesäubert werden. Der alte
von Michelangelo erbaute Haupteingang der Kirche
Santa Maria degli Angeli auf der Seite nach
dem Bahnhof soll geöffnet werden und der Fuß-
boden wieder auf das alte Niveau, das im Cinque-
cento erhöht wurde, gebracht werden. Die
Thermen sollen schließlich mit Gärten und An-
lagen umgeben werden und in ihnen 1911 die
große archäologische Ausstellung veranstaltet
werden.

Die kleine Kirche Santa Marta an Piazza
del Collegio Romano ist mit dem anstoßenden
Kloster der Malviventi, einer Gründung Loyolas,
zu einer Polizeikaserne umgebaut worden. Die
prächtige Barockdekoration im Innern blieb unter
der Verschalung erhalten.

Ein Diebstahl lenkte die Aufmerksamkeit auf
den Palazzo Lante bei S. Eustachio an Piazza
dei Caprettari. Die Rovere, in deren Besitz der
unter Leo X. wahrscheinlich von Jacopo Sanso-
vino erbaute Palast 1558 kam, ließen ihn im
18. Jahrhundert modernisieren. Der prächtige
Säulenhof mit schönem Springbrunnen ist nach
dem Vorbild des Palazzo Giraud, Torlonia erbaut.
Der große Saal ist mit Fresken des Giov. Fr. Ro-
manelli aus Viterbo (1617—67) geschmückt.

Der Fontanone di Ponte Sisto am Fuß
des Janiculus wurde nicht von Domenico Fontana,
sondern von dessen Bruder Giovanni (f 1614)
errichtet. Dieser erbaute auch mit Stefano Ma-
derna zusammen die Acqua Paola (vergl. Arte e
Storia, Novemberheft 1908).

Florenz. Die alten Staatsgemächer im er-
sten Stockwerk des Palazzo Vecchio sind wieder
zugänglich gemacht und in ursprünglicher Pracht
wiederhergestellt worden. Von einer Öffnung der

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mittelalterlichen Hoffenster, die einst Vasaris
Fresken zuliebe vermauert worden waren, wurde
Abstand genommen. — An Piazza S. Annun-
ziata wurde der südliche Teil der 1516 von
Baccio dAgnolo und PVancesco Antonio da San
Gallo erbauten Loggia neben Palazzo Grifoni,
jetzt Budini-Gattai, wiederhergestellt. — Im zwei-
ten Stock der Casa Buonarroti wurde in zwölf
Sälen ein reichhaltiges topographisches Mu-
seum eröffnet, das der Initiative Gorrado Biccis
verdankt wird. Hierher kamen auch die früher
in S. Marco untergebrachten Architekturfragmente
und Photographien aus dem alten Florenz. Ein
Katalog des neuen Museums ist bereits ausgege-
ben worden. — Trotzdem bleibt der Denkmals-
pflege ein reiches Arbeitsfeld. Die Häuser des
Borgo San Jacopo in Oltrarno sind durch Ab-
bruch bedroht. Die Fassade von Santa Maria
Novella bedarf dringend der Restauration, ferner
die Fassade von Santo Spirito, S. Gaetano, S.
Salvatore delP Arcivescovado, S. Maria Maggiore,
der Convento dei Barbetti, jetzt Scuola Normale,
mit Barockdekoration, die Badia, der Chiostro
degli Aranci, die Loggia del Mercato Nuovo usw.
(vergl. Storia e Arte, Novemberheft).

Sardinien. Von Wiederherstellungsarbeiten
seien erwähnt: das Kloster S. Domenico in Cag-
Hari, S. Antonio di Bisaccio bei Ozieri, S. Luxorio
bei Fordongianus und S. Michele di Salvenero
bei Ploaghe.

Anläßlich des Vignola-Jubiläums fand in
zwei Sälen des Palazzo Farnese zu Caprarola
eine Vignola-Ausstellung statt. Es wurde ferner
die Einrichtung eines Vignola-Museums daselbst
beschlossen.

Die nationale Katastrophe des Erdbebens von
Messina am 28. Dezember hat die meisten
Kirchen entweder zerstört oder beschädigt. Der
Dom ist völlig zerstört, erhalten sind nur die
Mosaiken der Hauptapsis, das linke Seitenportal
der Fassade und die Wangen des Hauptportals,
dessen Architrav und Figurenschmuck vernichtet
ist. Der Orionbrunnen von Montorsoli (1547) ist
im oberen Teil zerstört, der Neptunbrunnen ist
unversehrt. Zerstört sind die Kirchen S. Fran-
cesco dAssisi (XIII. Jahrhundert) und S. Gregorio
mit Campanile (Barock), Santa Maria della Scala
(XIV. Jahrhundert), S. Francesco delle Stimmate,
S. Niccolö, schwer beschädigt wurde der Monte
 
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