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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Literatur.

48

meines Erachtens ganz unnötige Stellungnahme
zu den bekannten Streitfragen manchen Leser
reizen wird. //.

Palastarchitektur von Oberitalien und
Toskana vom 13. bis 18. Jahrhundert.
(Band IV.) Verona, Vicenza, Mantua, Padua,
Udine. Mit Unterstützung des Kgl. Preußischen
Ministeriums für Handel und öffentliche Arbeiten
herausgegeben von Dr. Alb recht Haupt, Baurat
und Professor in Hannover. Berlin, Verlag von
Ernst Wasmuth A.-ü. Lfg. 1— 3. 60 Taf. 1908-9.

Von den Bauwerken Italiens aus dem großen
Zeitalter der Wiedergeburt waren bisher nur die
der Stadt Rom durch Letarouilly in einer für den
Architekten ausreichenden Weise veröffentlicht.
Weniger konnte befriedigen, was aus Genua,
Toskana und Venedig in den Aufnahmen von
Gauthier, Montigny und Cicognara vorlag; zu-
dem waren ihre noch" aus der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts stammenden Werke im Buch-
handel vergriffen. Sehr verdienstlich war es da-
her, als Gnauth und v. Förster 1867 eine neue
Veröffentlichung der Paläste und Kirchen von
Toskana begannen; leider kam diese aber über
die ersten Anfänge nicht hinaus. Was sie er-
strebten, brachte zwei Jahrzehnte später ein
anderes großes Unternehmen, welches die Dar-
stellung der italienischen Palastarchitektur außer-
halb Roms sich zur Aufgabe machte. Unter der
Leitung von Reinhardt in Stuttgart und J. C. Rasch-
dorff in Berlin erschienen 1886 und 1888 die
beiden ersten Bände, Genua und Toskana. Nach
längerer Pause kam 1903 der dritte Band, Venedig,
unter 0. Raschdorff zum Abschluß. In einem
vierten Bande wird nunmehr A. Haupt die übrigen
Städte des venetianischen Gebietes behandeln;
dieser Band soll sich aus fünf Lieferungen zu-
sammensetzen, von denen drei bereits vorliegen.

In seiner Anlage und der gediegenen Aus-
stattung entspricht dieser neue Band den bisher
erschienenen. Die Bauwerke werden in guten
Lichtbildern und in klaren geometrischen Auf-
nahmen vorgeführt, dazu die Einzelheiten in
größerem Maßstabe. Aus Verona, der Stadt des
Fra Giocondo und des Sanmicheli, wird zunächst
der Palazzo del Consiglio gegeben, weiter die Pa-

läste Bevilacqua, Canossa, Pompei, Maffei und
mehrere weniger bekannte Häuser, davon einige
mit bemalten Fronten. Es folgt Mantua mit den
Werken des Giulio Romano, dem Palazzo del
Te und dem Herzoglichen Schlosse. Aus Vicenza
sind einige Bauten des 15. Jahrhunderts mitgeteilt,
von den Bauwerken Palladios der Palazzo Pre-
fettizio und die Paläste Golleoni und Barbarano,
sowie der Palast Trissino von Scamozzi. Zwei
Lieferungen mit dem erläuternden Text stehen
noch zu erwarten. Auch beabsichtigt der rührige
Verlag, das Unternehmen noch auf die übrigen
Städte Oberitaliens auszudehnen.

Der Titel des Werkes bedarf einer Berich-
tigung; das dort angegebene Ministerium war
längst schon geteilt worden, als die ersten Bände
des Werkes ausgegeben wurden. J. Kohte.

Jan Fastenau, Die romanische Stein-
plastik in Schwaben. Mit 82 Abbildungen im
Text. Eßlingen a. N., Paul Neff Verlag (Max
Schreiber), 1907. 8°. 91 S.

Das Buch hat einen irreführenden Titel, denn
nicht eine Entwicklungsgeschichte der romanischen
Plastik in Schwaben, sondern eine ikonographische
Ausdeutung des Denkmälerbestandes wird versucht.
Der Verfasser geht Werk für Werk durch und be-
müht sich, Erklärungen zu geben. Sein Bestreben
ist aber zum großen Teil fruchtlos, denn ihm
fehlen die Vorkenntnisse. Mit der Kunstgeschichte
ist hier wenig getan. Um an eine so lange ver-
sunkene und mit Beziehungen übersättigte Kultur,
wie sie in der romanischen Ikonographie ihren
Niederschlag gefunden hat, heranzutreten, bedarf
es der Kenntnisse auf dem Gesamtgebiet des
mittelalterlichen Geisteslebens, vor allem auf dem
Gebiet der scholastischen Literatur. Hier fließt
die Quelle, aus der die geistlichen Auftraggeber
schöpften.

Den gerügten Mangel hätte der Verfasser bis
zu einem gewissen Grade ausgleichen können,
wenn er sich bemüht hätte, ein umfängliches Ver-
gleichsmaterial herbeizuschaffen; aber es ist gerade-
zu erstaunlich, wie selten sein Blick über Schwa-
ben hinausstreift. — Der Gewinn des Buches,
das kaum ganz freiwillig geschrieben wurde, ist
demnach bescheiden. H. Stierling.
 
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