Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

DOI Artikel:
Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0118

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10i

dessen Halsdurchmesser 0,34—35 betrug, also zu den alten Säulen gehört, und habe fest-
gestellt, daß von den obenliegenden Kapitellen die drei aus dem gröberen Oolith be-
stehenden (siehe unten Teil II, S. 130 f.) eine Abakusseite von 0,64 Länge, das eine aus
feinerem Oolith eine solche von 0,65 Länge aufweisen; letzteres ist in Abbildung 7 ge-
zeichnet. (Halsdurchmesser bei allen vier 0,34—35 nach meiner Messung, der Architekt
maß 37.) — Endlich haben wir im Herbst 1908 noch sechs Kapitelle im Innern des Baues
an der Südwestecke des Stereobats ausgehoben, ein siebentes steckt noch daselbst unter
der Westwand (innen), das nicht gut entfernt werden konnte.

So erhalten wir auch hier, wie bei den Architraven, genau die Zahl von 13 Ka-
pitellen (6 + 7), die in oder auf dem Fundamentbau gefunden sind, und wenn bei
drei von ihnen die Zugehörigkeit noch nicht absolut feststeht und die Maße der Abakus-
längen (0,60—0,65 m) meist ähnlich variieren wie die der Architrave, so ist doch durch
die Neuauffindung der sieben Stück bewiesen, daß im Fundament wenigstens 3 + 7=10

vorhanden waren. Daraus folgt weiter, daß das Gebäude,
zu dem die Kapitelle gehörten, in der Tat ein Rundbau
gewesen sein muß, denn ein Amphiprostylos wird an
jener Stelle durch die Niveauverhältnisse ausgeschlossen,
an einen oblongen Peripteros aber wäre vollends nicht zu
denken. Die runden 0,458 dicken Architravstücke würden
also von den Abakusrändern der 0,64 tiefen Kapitelle vorn
und hinten je 91/«—10 cm zurücktreten, was durchaus
zulässig ist. — Zur vorläufigen Orientierung über Höhe
und Ausladung des Echinus dient Abbildung 7.

Säulen. — Unter die 13 Architravblöcke und Ka-
pitelle gehören 13 Säulen. Eine von ihnen ist monolith
und ganz erhalten. Sie bildet die unterste Lage (IX) der
Ostfundamente (Abbildung 2 auf Tafel I und Abbildung 4).
Höhe ca. 2,50; unterer Durchmesser 0,455, oberer ca. 0,34,
Kannelurenzahl 16. Um in die Fundamentlagen zu passen
und nach oben und unten feste Lagerflächen zu bieten,
sind diese und andere Säulenschaftstücke beiderseits ab-

o «» io w ho «m, geplattet worden (c^). Daß sie zu den Kapitellen ge-
Abbildung 7. Tholoskapitell. , . , , . , ,. ' . . . ., , „ , ,, ,,„>
n tu, <cn horten, beweist die Gleichheit der Kannelurenzahl (16)
(Maßstab 1 :15.) v '

und der Halsweite (0,34—35). Daß beide in der Tat
unsere Architrave trugen, ergibt der Umstand, daß der untere Säulendurchmesser (0,455)
ebenso groß ist, wie die Architravdicke (0,458). Denn beide Maße pflegen einander
gleich zu sein.1 Die Höhe der Säulen, einschl. Kapitell genau 12 untere Halbmesser oder
Moduli, ist für jene alten Seiten außergewöhnlich, findet aber in den t02/s Moduli hohen
Ägina-Säulen eine Parallele und wird unten in den Schlußergebnissen verwertet (Teil III,
Abschnitt 11). — Die von manchen Seiten für ein Zeichen von Archaismus gehaltene Kan-
nelurenzahl 16 statt 20 ist keine so seltene, sondern findet sich bei kleineren Säulen bis
in die späte Zeit (z. B. im Anfang des V. Jahrhunderts in Ägina bei den Innensäulen).

1 Die Beobachtung, daß beide Bauglieder der Tholos gleiche Dicke haben und daß dies auch sonst
die Begel bilde, wird H. Lattermann verdankt, der sie mir schon vor der Reise mitteilte. Freilich stimmt
diese «Regel» bei altertümlichen Bauten häufig nicht (bei den olympischen Thesauren scheint sie nirgends
innegehalten), wohl aber bei den Ägina-Säulen, sowohl den äußeren, wie den inneren.
 
Annotationen