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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0122

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JOS H. Pomtow-Berlin.

Schließlich ist zu bemerken, daß bisher noch keinerlei Klammern an irgendeinem
dieser runden Bauglieder nachgewiesen sind, sondern nur dünne, gerade Horizontaldübel.

So hat sich der Stein zum Stein gefüget, um den alten Rundbau in seinen wesent-
lichen Maßen und Linien wiedererstehen zu lassen. Das bisher Gewonnene veranschau-
licht die in Abbildung 9 gegebene Rekonstruktion eines Teiles der Tholos-Fassade und der
Querschnitt in Abbildung 10. Es verdient schon hier hervorgehoben zu werden, daß nicht
nur der später errichtete sikyonische Thesauros dieselbe Breite gehabt hat wie die Tholos
(6,35 m, bezw. 6,40), sondern daß auch die Breite des Sikyon-Thesauros in Olympia bis
auf den Zentimeter mit dieser übereinstimmt (6,40). Durch diese Beobachtung wird viel-
leicht die Nationalität des Tholosstifters beleuchtet, und die Ermittelung
des in Sikyon gebräuchlichen Fußmaßes angebahnt, das allen drei
Bauwerken zugrunde liegen muß.

Alle anderen Fragen können noch nicht definitiv beantwortet
werden, solange die übrigen, an Zahl überreichen Tholosglieder nicht
vollständig aus dem Fundament herausgeholt sind. Selbst so wahr-
scheinliche Dinge, wie die Annahme, daß bei der relativen Kleinheit
des Durchmessers (6,40 m) an eine Innenwand, wie sie sonst die
Tholoi zeigen, nicht gedacht werden könne, der Bau also ein Mono-
pteros sei, wurden zuletzt wieder zweifelhaft, trotzdem auch Fiechter
anfänglich zugestimmt hatte. Denn obwohl bei einer Schätzung der
lichten Breite des Umgangs (Peristyltiefe) auf etwa 1 m und der
Dicke der inneren Rundwand auf 0,50 m, als innerer Durchmesser
der runden Cella kaum 2,50 m übrig bliebe [2X0,45 Säulendurch-
messer 0,90; 2X1 m Peristyltiefe (2 m); 2X0,50 Wandstärke (1,00),
zusammen 3,90 m, ab von 6,40 = 2,50], was natürlich viel zu klein
wäre und einen Innenkern ausschlösse, habe ich später zahlreiche
Werkstücke einer 38 cm dicken Wand nachgewiesen, die man nur
Tholosgebälk. (l: 30.) schwer als Fundamentring wird betrachten können, wiewohl ihr
ungefährer Durchmesser nur eine Peristyltiefe von kaum 90 cm ein-
schließlich der Säulen übrig ließe. — Dann würde aber auch meine Erklärung der un-
geraden Säulenzahl (13) unsicher, die zu bezwecken schien, daß der Beschauer beim
Durchblicken durch diese Halle von außen kein Loch und kein leeres Interkolumnium,
sondern stets auf eine Säule im Hintergrund blickte.1

Die Unmöglichkeit, für diese und andere Fragen schon jetzt Vollständiges zu geben,
geht aus dem Grabungsbericht hervor, und wird auch zum Teil durch die Unzulänglich-
keit mancher von unseren Aufnahmen verursacht, die herrührte von der Schwierigkeit der Ver-
messung meist lädierter oder nur teilweise zugänglicher Rundplatten mit wechselnden Radien.
Auch hätte die Zeit zu einer technisch vollendeten Vermessung jedes einzelnen Stücks,
z. B. aller 13 Kapitelle, nicht gereicht, sollten doch mehr als 20 Bauten und Grundrisse
in wenigen Wochen aufgenommen werden. Trotzdem glaube ich, unser Material vor-

1 [Während der Korrektur treffen durch Dr. Frickenhaus' Güte aus Delphi neue Steinvermessungen
der in der Ost- und Südwand lagernden Stücke ein, über die in Teil III, Abschnitt 1, berichtet wird. Unter
ihnen erkannte ich die Orthostate der runden Cella, an der nun nicht mehr zu zweifeln ist.]

Abbildung 10.
Schnitt durch das
 
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