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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0123

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Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphi. 109

legen zu dürfen. Denn mit dem Herausholen der Tholos hat es noch gute Weile, auch
ist es nicht Aufgabe dieser delphischen Studien, vollständige abschließende Materialauf-
nahmen zu geben. Diese sollen dem französischen Werk der Fouilles de Delphes unge-
schmälert verbleiben. Aber das Bessere ist der Feind des Guten, — und gerade das Vor-
legen des, wenn auch unfertigen, Materials und seine Deutungsversuche sind geeignet, das
Interesse zu einer späteren völligen Ausgrabung anzuregen und der Teilnahme der Fach-
männer entgegenzukommen.

Mit diesem Vorbehalt der Unzulänglichkeit werden in Teil III die Zeichnungen der
Säulen und des Gebälks, der Keilsteine und Sektoren des Paviments, der zahl-
reichen Ringsteine der Wände als Materialsammlung' veröffentlicht. Auch eine ziemlich
genaue Rekonstruktion des Ganzen ist dort vorgelegt (Abbildung 54). — Hier wenden wir
uns zu den wenigen, gleichfalls im Fundament steckenden geraden Baugliedern und
zn den Reliefplatten, die der Unterzeichnete auf eine oblonge Vorhalle beziehen zu
müssen glaubte (Delphica II, Sp. 350 = S. 67), die jedoch von Fiechter an einen beson-
deren Rechteckbau verwiesen werden, der als drittes Gebäude, neben der Tholos und dein
jüngeren, in Teil II besprochenen Sikyon-Thesauros, hier in einigen Resten erhalten bezw.
verbaut sei.

3. Der alte Rechteckbau (die sogen, oblonge Vorhalle).

Architrave. — Auf Abbildung 1, genauer auf Abbildung 4 und 5, erkennt man
im Fundamentbau, rechts und links von den runden Architraven (a-d und i-r), gerad-
linige Stücke (f, g und s, t) von sonst gleicher Gestalt wie die Rundarchitrave. Sie
sind, offenbar wegen ihrer rechtwinkligen Quaderform, an den Ecken des Fundaments
eingebaut, weil sie größere Sicherheit des Auflagers und Verbandes gewährten als die
Rundstücke. Zwei stehen in der Südwand (Abbildung 5, Stein /' und g) an der Südost-
ecke des Baues, so daß auf der Ostseite die Stirnkante des einen als Eckstein erscheint;
zwei andere stecken in der Ostwand (Abbildung 4, Stein s und t) an der Nordostecke, so
daß der rechts stehende gleichfalls mit der Stirnkante die Ecke bildet und mit seiner
(unsichtbaren) Länge unter der Nordwand liegt. Daß die geradlinige Gestalt erst später
durch Abarbeitung zwecks Einbau in die Fundamente hergestellt sei, ist ausgeschlossen,
Aveil längs der Oberkante die Reste des Epistylbandes und der Regulae (am rechten und
linken Ende) erhalten sind, also die Quadern von Anfang an geradlinige Architrave waren.
Abbildung 11 gibt die Zeichnung des südöstlichen Ecksteins (g auf Abbildung 4 und 5).

Lange Zeit wußten wir mit diesen Stücken nichts anzufangen. Erst als sich die
ebenfalls geraden Reliefplatten wegen der Fundumstände gleichfalls als zu dem einst an
Stelle des Sikyon-Thesauros vorhandenen Gebäude gehörig auszuweisen schienen, ge-
langte ich allmählich zu der Annahme eines der Tholos irgendwie angegliederten recht-
eckigen Gebäudeteils, der, so neu und unwahrscheinlich auch der Gedanke war, eine
kleine oblonge Vorhalle gewesen zu sein schien. Sie konnte dem fertigen Rundbau vor-
gelagert bezw. gegen ihn gestoßen sein, — und es wurde ein Indicium hierfür in der
abgeschrägten Ecke des auf S. 110 abgebildeten Architravs (g) gefunden, die zu beweisen
schien, daß dieser hier an eine ähnlich abgearbeitete Stelle des runden Architravs anpaßte,
bezw. einband. Indessen könnte die Abschrägung auch an eine Ecke der Vorhalle selbst
gehören, da die Eckarchitrave gern so gestoßen wurden, daß die Fuge erst gerade, dann
schräg geführt ward. — Für eine Gewichtserleichterung, analog der der Rundarchitrave,
schien zu sprechen, daß bei diesen wegen zu großer Dünnheit nicht aushöhlbaren Blöcken
 
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