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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Pomtow, Hans: Die alte Tholos und das Schatzhaus der Sikyonier zu Delphie, [2]: von H. Pomtow
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0202

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186 H. Pomtow-Berlin.

als auch heute, denn dieses Niveau liegt in gleicher Höhe mit den Deckplatten der Ter-
rassenstützmauer (Polygonmauer), über denen einst nur noch eine Balustrade emporging.
Das Hauptgemäuer des Apsisbaues muß also früh abgebrochen sein, die untersten Lagen
ließ man in situ, da sie durch die Aufschüttung der neuen Terrasse tief unter das Erd-
reich zu liegen kamen. Hier wurden sie vor 15 Jahren bei der Durchgrabung des Ganzen
von den französischen Gelehrten aufgefunden. Da diese noch keinerlei Beschreibung über
diese Temenosgegend veröffentlicht haben, mache ich in Abbildung 57 den Grundriß
des Baues bekannt und füge in Abbildung 58 eine wahrscheinlich zur Apsis gehörige
Hängeplatte hinzu, während die Details in Kleindruck erläutert werden.

Die obige Zeichnung (57)
ist hergestellt auf Grund einer
Aufnahme H. Luttermanns, die
zur genauen Rekonstruktion
der Apsis nicht ganz ausreicht.
Auch waren, mit einer Aus-
nahme, die Quaderlängen des
Oblongs nirgends angegeben,
so daß sie oben nur ganz un-
gefähr eingetragen werden
konnten. Um bei der Benutzung
Irrtümer auszuschließen, sind
alle von Lattermann wirklich
genommenen Maße in Zahlen
beigeschrieben. Die römischen
Zahlen bezeichnen die einzelnen
Schichten, die unterste (V) steckt
z. T. im Erdreich, sie ist mindestens 25 cm, die übrigen (I—IV) sind sämtlich je 27l/s cm (oskischer Fuß!) hoch.
Nur in der linken Hälfte der Ostfront sind III und IV je 31 hoch. In der Südwand ist der zweite Stein (von
Osten gezählt) unten ausgeklinkt und modern unterfuttert. Die an der Südseite nach innen vorspringenden
Platten von Schicht V scheinen die Unterlage des Fußbodens gebildet zu haben, die regelmäßig geschnittene
Platte in der Apsis gehört wohl zum Paviment selbst (Schicht IV). Dann wären III—I schon aufgehendes
Mauerwerk. Die Nordseite ist durch Fugenwich um 9 cm länger geworden als die Südseite, auch ist sie z. T.
aus der Flucht geschoben, wie die Klarnmerversetzung zeigt. Ihre Ecken (NO. und NW.) scheinen verstärkt
gewesen zu sein.

«Die Außenstirn der Apsis ist lang gespitzt.» Die genaue Berechnung der Abmessungen ist nicht
möglich, weil das Maß der äußeren Mauerdicke des Oblongs an der NW.-Eckc fehlt, da wo die Apsisrundung
außen aufstößt. Immerhin wird man, wie die Ergänzung des Bogens zeigt, den Durchmesser auf 3,14 -f-
ca. 0,06 = etwa 3,20 m ansetzen dürfen, den äußeren Radius also auf 0,615 -f- 1,00 = ca. 1,61 m veran-
schlagen, so daß der Innenradius ca. 1 m wird. Die Wanddicke der Apsis schwankt von 55—61,5, — die
Ostwand des Oblongs ist 51, seine beiden Langseiten 46,5 dick. Die inneren Apsisenden sind ergänzt und
waren wohl, wie üblich, sobald die Halbkreisfläche vollendet war, nur als geradlinige Schenkel weitergeführt.

Die Hängeplatte. — Es war mehrfach angemerkt, daß wir eine runde Hängeplatte auf dem Bathron
der Liparäer liegend (nahe dem Ostende) gefunden hätten, die wahrscheinlich zum Musenheiligtum gehöre,
da ihr Radius für die Tholos viel zu klein sei. Sie ist nach L.'s Aufnahme in Abbildung 58 wiedergegeben,
doch müssen auch hier Meßirrtümer untergelaufen sein. Denn entweder ist die Stichhöhe um l1/^ cm zu
kurz angegeben (5,5, statt 7) oder die innere Sehne maß nicht 0,60, sondern 0,64. Denn bei 0,60 erhalten
wir 60 : 82,5 = (r—35,5): r, also r = 1,30; bei der Stichhöhe aber, (8-|B)2 + (r—5,5)2 = r*, wärer =1,61 m.
Trotz der Unzuverlässigkeit der Stichhöhenmessung ist sie diesmal vorzuziehen, weil die Messung der
mittleren Sehne mit 82,5 und die der Stichhöhe bis zur Unterschneidung mit 5,5 hier sehr leicht und
korrekt auszuführen war; weil wohl 4—5 mm Irrtum in der Stichhöhenlänge vorkommen können, aber nicht
15 mm; weil wir kein anderes Rundgebäude im Temenos kennen, also ein Radius von 1,30 unwahrschein-
lich ist; endlich weil der hier errechnete Radius von 1,61 bis auf den Zentimeter mit dem oben und in
 
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