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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 3.1909/​10

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Mettler, Adolf: Die zweite Kirche in Cluni und die Kirchen in Hirsau nach den "Gewohnheiten" des XI. Jahrhunderts, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22223#0289

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III. Jahrgang. Heft 12. September 1910.

Die zweite Kirche in Cluni und die Kirchen in Hirsau
nach den „Gewohnheiten" des XI. Jahrhunderts.

Von Professor Dr. Mettler.

i. Einleitung und Quellen.

Beim Studium des internen Lebens der älteren Cluniazenser bin ich darauf auf-
merksam geworden, daß die im XI. Jahrhundert in Cluni und den von ihm reformierten
Abteien Farfa und Hirsau abgefaßten Zusammenstellungen der gottesdienstlichen und
häuslichen Gewohnheiten manches baugeschichtliche Material enthalten, das noch nicht
oder noch nicht vollständig verwertet ist. Ich fasse diese Quellen unter dem Namen
«Gewohnheiten» zusammen. Sie stellen vier parallele, aus einem eng umgrenzten Zeit-
raum stammende Fassungen dar, die, sich gegenseitig ergänzend und erklärend, zu-
sammen ein hinlänglich deutliches Bild von hohem geschichtlichem Wert ergeben.

Ihre Bedeutung für die Geschichte der Architektur beruht darauf, daß ihnen —
sie sind sämtlich vor 1089, dem Gründungsjahr des neuen Münsters in Cluni, ge-
schrieben — als Schauplatz der gottesdienstlichen Handlungen unmittelbar oder mittel-
bar die zweite, d. h. die unter Majolus gebaute, im Jahr 981 geweihte Kirche von Cluni
zugrunde liegt. Um die Rekonstruktion dieses Gebäudes, dessen historische Wichtig-
keit und weithin Schule bildende Wirkung hier nicht ausgeführt zu werden braucht1,
hat sich die Wissenschaft mit Erfolg bemüht. Zwar sind die eigentlichen Baunach-
richten spärlich und tragen nicht viel aus2; dafür stehen aber verwandte Kirchen (z. B.

1 Vergl. Dehio und v. Bezold, Die kirchliche Baukunst des Abendlandes. I.

2 Daß des Majolus Nachfolger Odilo an der Kirche weiter gebaut hat, sagt sein Biograph JotsaldI3:
in cunctis aedificiis interius et exterius praeter parietes ecclesiae ab ipso studiose renovatum et ornamentis
multipliciter adornatum; aber worin seine Tätigkeit im einzelnen bestand, ist unbekannt. Sackur, die Clu-
niazenser II, S. 372, 4, möchte die Stelle so auslegen, daß bei dem Umbau nur das Langhaus der Kirche
unverändert blieb. Möglich, aber völlig unbeweisbar. Die «Gewohnheiten» geben darüber auch keine Aus-
kunft; sie beziehen sich auf den Zustand des Baues unter Odilos Nachfolger Hugo.

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