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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Weise, Georg: Die ehemalige Abteikirche von St. Trond
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0146
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befand sich ein Ciborium auf vier Säulen, auf dessen Gewölbe das Leben des heiligen
Trudo gemalt war. Den Giebel schmückte das Bild des thronenden Christus (maie-
statis efngies), von zwei Engeln umgeben. Den vorderen Teil der capella scheint ein
Lettner abgeschlossen zu haben. Wir erinnern uns, daß, wie oben erwähnt, an dieser
Stelle vordem zwei eiserne Türen das Volk von den Brüdern schieden. Die Innenseite des

Lettners war mit polierten Stein-
platten und Säulen geschmückt.
An der Außenseite waren sieben 1
große Figuren aus weißem Stein
angebracht. In der Mitte wieder
der thronende Christus, der die
rechts und links von ihm knieen-
don Heiligen Eucherius und Trudo
krönt. Uber diesen zwei schwe-
bende Engel mit Weihrauchfäs-
sern in den Händen. Rechts da-
von die Statuen der Heiligen Ste-
phanies und Quintinus, links Re-
migius und der Abt Wiricus selbst,
in der Hand ein Spruchband mit
den Worten: «Domine, dilexi de-
corem domus tuae». Vier etwas
größere Standbilder scheinen sich
im Innern der capella befunden
zu haben : Solomon, Jesaias, David
und Moses, mit Spruchbändern in
den Händen.

Was sind nun die Ergebnisse
dieser Untersuchung für die Archi-
tekturgeschichte des Niederrheins
und der Lütticher Gegend? Sie
scheinen mir einmal in der Fest-
stellung einer Dreikonchenkirche
aus so früher Zeit (vor 1034) zu
bestehen. Wir finden hier in
St. Trond diese Grundrißlösung

Q r, , .. ,,. , „„..., schon geraume Zeit früher, als

Abbildung 2. Grundriß der Liebfrauenkirehe zu Maastricht. &

Nach Dehio und v. Bezold. sie sich bisher in Köln und am

Rhein nachweisen ließ. Die Drei-
konchenkirche verdankt demnach ihre Ausbildung nicht erst der späteren Periode des
romanischen Stiles, sondern tritt hier bereits in dessen Frühzeit auf. Die Hypothese,
die in ihr ein Weiterleben frühchristlichantiker Bauformen sehen möchte, gewinnt da-

1 Der Chronist gibt die Zahl 11 an, zählt aber dann nur sieben Figuren auf. Vier weitere führt er
dann ein mit, den Worten operi ipsi inseruit. Diese müssen wohl im Innern der Capella angebracht ge-
wesen sein.
 
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