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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Pomtow, Hans: Die beiden Tholoi zu Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0220
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208 H. Pomtow-Berlin.

Seilfalz und Schwalbenschwanzklammern versehen sei, von denen sich rechts neben dem
Seilfalz, 9 cm von ihm entfernt, ein Klammerloch befinde, und daß die Höhe der Platte
22,5 betrage. Alles das stimmt genau zu unserm abgebildeten ersten Stück, während
die Länge und Breite bei dem neuen verschütteten nicht angegeben war. Sonst hätten
wir hier wohl gehofft, die zweite Art (64| breit) nachweisen zu können.

Die Guttae. — Eine Probe auf die Richtigkeit der Ergänzung der breiteren
Hängeplatten und Mutuli ergibt die Zahl der an der Regula erhaltenen Guttae im Ver-
gleich zu denen der schmaleren Platten. Daß ihr einstiges Vorhandensein an letzteren
von Prof. Herrmann übersehen war, ist oben S. 198 bemerkt und aus der sehr starken
Verscheuerung des Mutulus erklärlich. Man bemerkt mit Mühe 2 Reihen von je 4 Tropfen,
einige der letzteren waren besonders eingesetzt. Wenn nun diese schmaleren Mutuli (35,8)
nur Reihen von 4 Tropfen haben, müssen die breiteren (40) über den Triglyphen solche
von 5 Guttae gehabt haben, und das wird durch die 5 Tropfen der Regula als richtig
bewiesen. Genau dieselbe Erscheinung kehrt bei dem ältesten (A) der kleineren Poros-
bauten auf der Akropolis wieder, wo die schmaleren Platten 4, die breiteren jedoch

5 Guttae zeigen, gleichfalls in 2 Reihen (2X4 und 2X5) angeordnet, während später

6 Tropfen und 2 Reihen (3X6) kanonisch werden.1 Über jenen Porosbau vergl. Wie-
gand, Porosarchitektur, S. 150 ff., der ihn «nicht unter die Mitte des sechsten Jahrhun-
derts» herabdatiert (S. 155),
— also genau in die Zeit,
in welcher unser Rechteck-
bau entstand.

6. Stylobat
und Paviment.

In Schicht VII liegt
als Südosteckstein (Nr. 1) eine
lange oblonge Quader einge-
baut aus gelberem, charak-
teristischem Porös, ähnlich dem der Hängeplatten. Sie wird in Abbildung 30 wieder-
gegeben, mißt 27 X 1,472 X 57,5, ist vorn und links glatt, hat rechts Anschluß und
etwa in der Mitte dieser Seitenfläche oben eine große Schwalbenschwanzklammer. Ob-
wohl die Oberseite, welche die entscheidenden Säulenstandspuren tragen muß, unzu-
gänglich ist, kann es nicht zweifelhaft sein, daß wir hier den linken Eckstein des
Stylobats des Rechteckbaues vor uns haben; denn die Maße entsprechen genau denen
des linken Frout-Architravs (1,43 lang) zuzüglich des geringen, usuellen Uberstehens des
Stylobats um ca. 4 cm (= 1,47). Die Mittelsäulen waren danach in der Mitte dieser
Stylobatplatten gestoßen und bedeckten die Verklammerung. Auch die Tiefe (57,5) ist
angemessen, sie gewährt vorn ca. 4, hinten ca. 7| Uberstand über die Säule (46 u. Dm.),
wie ihn genau so die große Tholos zeigt.

Vier weitere Stylobatplatten aus demselben gelben Porös liegen in der Schicht
unter der vorigen an der Ostwand, und zwar siud das die Steine Nr. 2—5 (Schicht VIII).

1 Daß es vorher noch Zwischenstufen gab, zeigt z. B. der Athener-Thesauros, an welchem die Mutuli
6x3, die Regula jedoch nur 5 Tropfen enthalten; solche Variationen konnten oben unberücksichtigt bleiben.
Am alten Hekatompedon hatten die zwei Arten von Hängeplatten je 6x2 und 4x2 Tropfen, entsprechend
der größeren Differenz in der Breite (81 und 51,5), vergl. Wiegand, Porosarchitektur, S. 16.

Abbildung 30. Gerader Stylobatblock (1 : 20).
 
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