Handschriften aus Lyon und Südfrankreich.
Es nimmt nicht Wunder, daß gerade die südfranzösischen Hand-
schriften der frühen Zeit die stärksten Beziehungen zu den italienischen
Manuskripten verraten; lagen doch hier die ältesten Klöster und war
der Verkehr mit Italien infolge der geographischen Nähe in dieser Gegend
besonders rege.
Gemeinsam ist den italienischen und südfranzösischen Handschriften
der seltene Gebrauch von Initialen überhaupt, sowie der Mangel eines
festen Kanons. Die uns erhaltenen südfranzösischen Handschriften re-
präsentieren nicht die Abfolge eines bestimmten Typs, sondern besitzen
mehr zufällige Formen; jedoch zeigen sie deutlich den Zusammenhang
mit den italienischen Initialen im Kompositionsprinzip, in ihrem Verhältnis
zur Schrift, sowie in der Färbung und den wenigen ornamentalen Formen.
Die Münchener Handschrift Clm. 22 501 (Taf. 38) gehört noch dem
Stadium an, in dem man bestrebt war, durch kleine Anfügungen die
Initiale mehr hervorzuheben und gleichzeitig den Initialkontur dadurch
interessanter erscheinen zu lassen. Dies sowie die zarten Töne, der Duktus
der Schrift und die helle, bräunliche Tinte weisen die Handschrift in die
Mitte des 7. Jahrhs. Ob sie wirklich in Lyon geschrieben wurde, kann nicht
einwandfrei bewiesen werden, doch gehört sie, wie vor allem die Ähnlichkeit
der Schrift mit Lyon 408 *) beweist, in den weiteren Kreis dieser Schule.
Einer etwas weiter vorgeschrittenen Zeit gehört die noch jetzt in
Lyon befindliche Handschrift 443 (372) an (Taf. 39/40). Die Initialstämme
sind breiter geworden und durch flache Kreisbögen an den Seiten und
kleine ausgesparte Kreise in der Mitte belebt. Auch der übrige Zuwachs
an Ornamentik hält sich in den bescheidensten Grenzen; die Fische sind in
allgemeinen Formen gegeben, ohne den Initialkontur im mindesten zu beein-
flussen; nur der Vogel der Initiale »A« (Taf. 39 b) überrascht. Die Farbentöne
sind noch zart: rosa Krapplack, hell Chromgelb und Hookersgrün.
Bereits ins Ende des 7. oder gar in den Anfang des 8. Jahrhs. wird,
nach dem schwerfälligen Charakter der Schrift und den plumpen Formen
*) Abb. Recueil des Facsimile's ä l'usage de l'Ücole des Chartes, pl. 150.
Es nimmt nicht Wunder, daß gerade die südfranzösischen Hand-
schriften der frühen Zeit die stärksten Beziehungen zu den italienischen
Manuskripten verraten; lagen doch hier die ältesten Klöster und war
der Verkehr mit Italien infolge der geographischen Nähe in dieser Gegend
besonders rege.
Gemeinsam ist den italienischen und südfranzösischen Handschriften
der seltene Gebrauch von Initialen überhaupt, sowie der Mangel eines
festen Kanons. Die uns erhaltenen südfranzösischen Handschriften re-
präsentieren nicht die Abfolge eines bestimmten Typs, sondern besitzen
mehr zufällige Formen; jedoch zeigen sie deutlich den Zusammenhang
mit den italienischen Initialen im Kompositionsprinzip, in ihrem Verhältnis
zur Schrift, sowie in der Färbung und den wenigen ornamentalen Formen.
Die Münchener Handschrift Clm. 22 501 (Taf. 38) gehört noch dem
Stadium an, in dem man bestrebt war, durch kleine Anfügungen die
Initiale mehr hervorzuheben und gleichzeitig den Initialkontur dadurch
interessanter erscheinen zu lassen. Dies sowie die zarten Töne, der Duktus
der Schrift und die helle, bräunliche Tinte weisen die Handschrift in die
Mitte des 7. Jahrhs. Ob sie wirklich in Lyon geschrieben wurde, kann nicht
einwandfrei bewiesen werden, doch gehört sie, wie vor allem die Ähnlichkeit
der Schrift mit Lyon 408 *) beweist, in den weiteren Kreis dieser Schule.
Einer etwas weiter vorgeschrittenen Zeit gehört die noch jetzt in
Lyon befindliche Handschrift 443 (372) an (Taf. 39/40). Die Initialstämme
sind breiter geworden und durch flache Kreisbögen an den Seiten und
kleine ausgesparte Kreise in der Mitte belebt. Auch der übrige Zuwachs
an Ornamentik hält sich in den bescheidensten Grenzen; die Fische sind in
allgemeinen Formen gegeben, ohne den Initialkontur im mindesten zu beein-
flussen; nur der Vogel der Initiale »A« (Taf. 39 b) überrascht. Die Farbentöne
sind noch zart: rosa Krapplack, hell Chromgelb und Hookersgrün.
Bereits ins Ende des 7. oder gar in den Anfang des 8. Jahrhs. wird,
nach dem schwerfälligen Charakter der Schrift und den plumpen Formen
*) Abb. Recueil des Facsimile's ä l'usage de l'Ücole des Chartes, pl. 150.