Lindisfarne-Gruppe.
Die Missionstätigkeit der irischen Mönche richtete sich zunächst nach
Northumbrien. Und da die dort von den Iren gegründeten Niederlassun-
gen auch fernerhin einen regen Austausch mit den irischen Mutterklöstern
unterhielten, so blieben sie ganz unter ihrem Einfluß und wurden eifrige
Pflegestätten irischer Kultur. Vor allem gilt dies von der Dekoration der
Handschriften, denn die Kodizes, die in der ersten Hälfte des 8. Jahrhs.
in den Klosterschulen von Northumbrien entstanden, bringen die irischen
Ornamentmotive so unverfälscht, daß man versucht ist, sie als rein irische
Arbeiten oder als Produkte einer irischen Sondergruppe anzusehen. Und
in der Tat läßt sich für die frühen Handschriften der Unterschied nicht
einwandfrei festlegen, um so weniger, als unsere Vorstellung von der
irischen Buchmalerei des 8. Jahrhs. eine unvollkommene ist, da sie nur
auf einigen wenigen Manuskripten beruht. Wir haben aber insofern ein
Recht, diese Handschriften als angelsächsische zu bezeichnen, weil sie
den Ausgangspunkt für die Entwicklung der Miniaturmalerei in England
bilden, die sich in ihrem weiteren Verlauf immer mehr von den irischen
Vorbildern entfernt und vor allem sehr wesentlich von der Entwicklung
unterscheidet, die die irische Buchkunst im Verlaufe des 8. Jahrhs.
durchmacht.
Zudem verraten die frühesten Handschriften im figürlichen Teile
Einflüsse, die nicht aus Irland, sondern aus Italien stammen, wofür auch
die literarischen Quellen deutliche Belege enthalten.
So erfahren wir aus Bedas Chronik, daß Benedikt Biscop, Abt und
Gründer von Wearmouth und Jarrow, sechsmal nach Rom reiste und
mehrere dieser Reisen eigens zu dem Zwecke unternahm, um dort Hand-
schriften und Bildervorlagen für sein Kloster zu erwerben. Auf seiner
vierten Reise war er begleitet von Ceolfried, der ihm in der Leitung der
Klöster folgte und von dem Beda ausdrücklich berichtet, daß er »pan-
dectem vetustae translationis de Roma attulit«.
Beda weiß des weiteren zu berichten, daß Ceolfried von der aus Rom
mitgebrachten Bibel drei Abschriften anfertigen ließ, von denen er eine
Die Missionstätigkeit der irischen Mönche richtete sich zunächst nach
Northumbrien. Und da die dort von den Iren gegründeten Niederlassun-
gen auch fernerhin einen regen Austausch mit den irischen Mutterklöstern
unterhielten, so blieben sie ganz unter ihrem Einfluß und wurden eifrige
Pflegestätten irischer Kultur. Vor allem gilt dies von der Dekoration der
Handschriften, denn die Kodizes, die in der ersten Hälfte des 8. Jahrhs.
in den Klosterschulen von Northumbrien entstanden, bringen die irischen
Ornamentmotive so unverfälscht, daß man versucht ist, sie als rein irische
Arbeiten oder als Produkte einer irischen Sondergruppe anzusehen. Und
in der Tat läßt sich für die frühen Handschriften der Unterschied nicht
einwandfrei festlegen, um so weniger, als unsere Vorstellung von der
irischen Buchmalerei des 8. Jahrhs. eine unvollkommene ist, da sie nur
auf einigen wenigen Manuskripten beruht. Wir haben aber insofern ein
Recht, diese Handschriften als angelsächsische zu bezeichnen, weil sie
den Ausgangspunkt für die Entwicklung der Miniaturmalerei in England
bilden, die sich in ihrem weiteren Verlauf immer mehr von den irischen
Vorbildern entfernt und vor allem sehr wesentlich von der Entwicklung
unterscheidet, die die irische Buchkunst im Verlaufe des 8. Jahrhs.
durchmacht.
Zudem verraten die frühesten Handschriften im figürlichen Teile
Einflüsse, die nicht aus Irland, sondern aus Italien stammen, wofür auch
die literarischen Quellen deutliche Belege enthalten.
So erfahren wir aus Bedas Chronik, daß Benedikt Biscop, Abt und
Gründer von Wearmouth und Jarrow, sechsmal nach Rom reiste und
mehrere dieser Reisen eigens zu dem Zwecke unternahm, um dort Hand-
schriften und Bildervorlagen für sein Kloster zu erwerben. Auf seiner
vierten Reise war er begleitet von Ceolfried, der ihm in der Leitung der
Klöster folgte und von dem Beda ausdrücklich berichtet, daß er »pan-
dectem vetustae translationis de Roma attulit«.
Beda weiß des weiteren zu berichten, daß Ceolfried von der aus Rom
mitgebrachten Bibel drei Abschriften anfertigen ließ, von denen er eine