DOI Heft:
Heft 4
DOI Artikel:Kieseritzky, Gangolf von: Der Apollo Stroganoff
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.39817#0478
DER APOLLO STROGANOFF
' Quieta non movere’.
In seinen 'Meisterwerken der griechischen Plastik’ hat sich
Herr Prof. Furtwängler auf den Seiten 659- 662 mit dem
Apollon Stroganoff beschäftigt, um diese Statue für ein 'mo-
dernes Machwerk , ein schlechtes und absolut wertloses’ zu
erklären. Als Begründung dafür, dass er nicht schon 1882,
sondern erst 1891 1 auf diesen Gedanken gekommen sei, er-
fahren wir, dass in der Zwischenzeit sich sein Blick für die
Unterscheidung von echten und falschen Bronzen ganz anders
zu schärfen Gelegenheit gehabt hätte, ferner sei er damals auch
noch mehr im Autoritätsglauben befangen gewesen. Als Be-
weise gegen die Echtheit der Statue werden die falsche Pa-
tina und der Stützkeil unter dem linken Fusse angeführt.
Wenn ich jetzt zum zweiten Male die Verteidigung des
Apollo Stroganoff übernehme, so geschieht es nicht gern. Ich
hatte immer gehofft, es würde sich in der Zwischenzeit ein
ausländischer Fachmann finden, der das Opfer an Zeit und
Arbeit bringen würde, um die Frage nachzuprüfen. Mir schien
es, als müssten die Worte eines anderen unparteiischen Ar-
chäologen mehr Gewicht haben als die meinigen ; leider hat
sich aber Niemand gefunden. Statt dessen hat die Suggestion,
die einer solchen Verdächtigung einer Antike innewohnt, im-
mer mehr Opfer gefordert, zuerst natürlich unter den jungen
Archäologen, die mit Freuden die Befreiung von einem Götzen
begrüssten, schliesslich aber auch bei einigen Meistern der
Wissenschaft, so dass mir ein längeres Schweigen nicht er-
laubt scheint, um so weniger als Hel big2 schon im Voraus
1 Zwischen diese Jahre fällt meine Abwehr des Angriffs gegen die Aegis
des Apollo: Arch. Zeitung XLI, 1883, S. 27.
2 Führer21 S. 501.
' Quieta non movere’.
In seinen 'Meisterwerken der griechischen Plastik’ hat sich
Herr Prof. Furtwängler auf den Seiten 659- 662 mit dem
Apollon Stroganoff beschäftigt, um diese Statue für ein 'mo-
dernes Machwerk , ein schlechtes und absolut wertloses’ zu
erklären. Als Begründung dafür, dass er nicht schon 1882,
sondern erst 1891 1 auf diesen Gedanken gekommen sei, er-
fahren wir, dass in der Zwischenzeit sich sein Blick für die
Unterscheidung von echten und falschen Bronzen ganz anders
zu schärfen Gelegenheit gehabt hätte, ferner sei er damals auch
noch mehr im Autoritätsglauben befangen gewesen. Als Be-
weise gegen die Echtheit der Statue werden die falsche Pa-
tina und der Stützkeil unter dem linken Fusse angeführt.
Wenn ich jetzt zum zweiten Male die Verteidigung des
Apollo Stroganoff übernehme, so geschieht es nicht gern. Ich
hatte immer gehofft, es würde sich in der Zwischenzeit ein
ausländischer Fachmann finden, der das Opfer an Zeit und
Arbeit bringen würde, um die Frage nachzuprüfen. Mir schien
es, als müssten die Worte eines anderen unparteiischen Ar-
chäologen mehr Gewicht haben als die meinigen ; leider hat
sich aber Niemand gefunden. Statt dessen hat die Suggestion,
die einer solchen Verdächtigung einer Antike innewohnt, im-
mer mehr Opfer gefordert, zuerst natürlich unter den jungen
Archäologen, die mit Freuden die Befreiung von einem Götzen
begrüssten, schliesslich aber auch bei einigen Meistern der
Wissenschaft, so dass mir ein längeres Schweigen nicht er-
laubt scheint, um so weniger als Hel big2 schon im Voraus
1 Zwischen diese Jahre fällt meine Abwehr des Angriffs gegen die Aegis
des Apollo: Arch. Zeitung XLI, 1883, S. 27.
2 Führer21 S. 501.