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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 16.1905

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Wolff, Fritz: Architekt Freih. von Tettau - Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.8553#0340

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AUCH. FREIH. VON TETTAU — BERLIN.

Entwurf einer Synagoge für Frankfurt a. M.

ARCHITEKT FREIH. VON TETTAU-BERLIN.

ITnter den mancherlei Irrtümern, mit denen
_J die heutigen Architektenbestrebungen
zeitweilig verbunden waren, ist die male-
rische Skizze der schlimmste gewesen. Es
ist bezeichnend, dass gerade diejenigen, die
sich im Lauf der Jahre als die praktisch
und künstlerisch Unfähigsten und als die
leersten Wortemacher gezeigt haben, gerade
darin als die rechten Virtuosen auftraten
und allzugrossen, wenn auch nur kurzen
Beifall hatten. Die phantastischen Entwürfe
in eine düstere Landschaft zwischen ge-
spenstische Bäume und unter theaterhaft
zusammengeballte Wolkenmassen gerückt,
waren der Beweis, dass dem Betreffenden
noch nicht einmal das Bewusstsein aufge-
gangen war, davon, dass sich hinter diesen
Kulissen ihre ganze Gedankenlosigkeit in
Dingen des Grundrisses versteckte.

Rein äusserlich haben auch die Entwürfe
des Freiherrn von Tettau manche Ähnlich-
keit mit diesen Skizzen. Aber es muss gleich
hervorgehoben werden, dass er mit den oben
erwähnten Leuten nicht auf eine Stufe ge-

1905. in. i.

stellt werden darf, dass sein Können ihn
innerlich sehr entschieden von ihnen trennt.
Die den Reproduktionen beigegebenen Grund-
risse beweisen das sehr erfreulicherweise.
Indem ich den zur Ausführung gelangten
Entwurf den nur Projekt gebliebenen voran-
stelle, glaube ich gerade in ihm Vorzüge
zu erkennen, die den Herrn von Tettau im
Vertrauen zu sich selbst bestärken dürfen.
Es ist dies die Villa des Herrn Girardet in
Honnef am Rhein.

Es ist eine schöne und interessante Auf-
gabe, die der Auftraggeber und zugleich
die der Bauplatz dem Architekten stellt.
Ansteigendes Terrain, eine Böschung über
dem breiten Fluss erfordert ganz beson-
dere Mittel zur Bewältigung und ich glaube,
der Baumeister hat mit gutem Instinkt die
richtigen gewählt. Es kann kein nur idyl-
lisches Landhaus sein, das man dort hinauf-
stellt, ein gewisses Maß von Monumentalität
muss sich damit mischen, das Material wie
der Ausdruck diesem Zweck angemessen
sein. Ländlicher, in den Formen liebens-

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