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88 Schnadahüpfln.

fie königli Freiheit,
Die königli Ordn-

ung bin i so frei heut
Zu bevorwort'n!

Die Ordnung und Freiheit,

Die Freiheit und Ordnung,

" Sie leb'n hoch alle Zwei heut
Nach königlicher Verordnung!

Die Wühlergcstalten
Woll'n ma spieß'n und verhaften.
Aber fest woll'n ma halten
Die März-Errungenschaften!

Vivat Ordnung und Freiheit!

Und März-Errungenschaft, —

So sing i allcwei, seit
I bin in der G'sellschaft!! '

Das große

Contrebaß-Concert des berühmten Virtuosen
Hornfinger in St. Petersburg.

Ilm 23. August des Jahres 1850 hatte die noble Welt
von St. Petersburg einen Kunstgenuß, wie er wohl selten
wieder einer so glänzenden Versammlung zu Theil werden kann.
Leider nahm dieser für den Künstler so glorreiche Tag ein
trauriges Ende. Wir sprechen hier von dem Conccrt, welches
der berühmte Contrebaß-Virtuose Hornfinger auf seinem
selbstgebauten Instrument gab. — Dem riesigen Talent genügte
der gewöhnliche Contrebaß, wie wir ihn alle Tage im Orche-
ster sehn, nicht mehr. Schon viele Jahre ging er mit dem
Plan um, sich ein Instrument zu bauen, gegen welches der
gewöhnliche Baß eine kleine Kindergeige; seine tiefsten Töne
hohes Falset wären. Endlich setzte ihn eine Erbschaft in den
Stand, sein Project auszusühren. Er kaufte den eben fertigen
Rumpf eines Zweideckers, worauf noch keine Masten gesetzt
waren; dieser sollte zum Bauch oder Kasten seiner Riesengeige
dienen. Statt des Bugsprietes ließ er einen koloffalen Geigen-
hals daran setzen, und vier große Schiffswinden, an deren
jeder 40 Mann arbeiteten, spannten die Saiten über diesen
Leviathan von Baßgeige. Die zwei untern Saiten waren aus
den stärksten Ankertaucn mit dickem Kupferdrath umsponnen,
gefertigt. Die obern aus gewöhnlichen geöhltcn Wandtaucn.
Der Steg wurde auf dem Verdeck aus Mauerwerk aufgeführt.

— Die nächste Sorge des Virtuosen war der Bogen zu diesem
Instrument. Hier wurde er von dem Kunstsinn Sr. M. des
Kaisers gnädigst unterstützt, denn kaum hatten Allerhöchstdie-
selben vernommen, um was es sich handle, als ein kaiserlicher
Ukas 6000 Kosakenpferde ihrer Schwänze entledigte,*) 50 Ar-
beiter richteten dieselben zur Bespannung des Bogens her, wozu
sie drei Monate brauchten. Der Bogen war von Eisen, 150
Fuß lang, und zum Schmieren deffelben waren zwei Schiffs-
ladungen Califoyium erforderlich. — Wo sollte aber der
menschliche Arm Herkommen um diesen Bogen zu führen? —
Da verfiel der geniale Erfinder auf die Idee, den Bogen von
einer am Hafen stehenden Dampfmaschine führen zu lassen,
welche ihm der Eigentümer zu diesem Zweck abtrat. Die
langsamere oder schnellere Leitung der Maschine übertrug der
Concertgeber dem k. Kapellmeister, welcher hinwieder von zwei
Maschinenmeistern unterstützt wurde.

Am 23. August also versammelte sich der größte Theil der
kunstsinnigen Bewohner von St. Petersburg, und nachdem sich
I. I. M. M. der Kaiser und die Kaiserin nebst den höchsten
und hohen Herrschaften eingefunden; erschien der Concertgeber
auf dem Hals seines Instruments. Lauter Jubel begrüßt ihn.

— „Wo will er aber Finger hernehmen um diese Saiten zu
greifen?" — fragte man sich. Diese Frage ward jedoch bald

*) Im Manuskript stand „beraubte"; da aber ein kaiserlicher Ukas
nie berauben kann, so erlaubte ich mir „entledigte" dafür zu setzen. —

Anmerk, des Setzers.
Bildbeschreibung

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Titel/Objekt
"Schnadahüpf'ln"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

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Entstehungsort (GND)
München

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Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Schuhplattler
Tanz <Motiv>
Revolution <1848>
Karikatur
Tracht <Motiv>
Satirische Zeitschrift

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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 299, S. 86
 
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