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Brief einer Magd, die sich nach einer
Herrschaft erkundigt.

L iebe Theresina!

Da ich weiß, daß du in dem nämlichen Haus, wo eine
gewisse Frau von Zankeisen wohnt, in Condition bist, und da
ich auch eingedenk bin, was wir für gute Freundinnen gewesen
sind, wie wir miteinander bei der Auskocherin waren, so wollte
ich dich gebeten haben, mir einige Auskunft über die besagte
Frau von Zankeisen zu geben, weil ich zu ihr in den Dienst
kommen soll, denn wenn die Frauen vom Pontius zum Pilatus
rennen, um unser einem nachzufragen, so wüßte ich doch wahr-
haftig nicht, warum wir nicht auch ihnen Nachfragen sollten.
Die Frauen müssen gerade glauben, weil's Kost und Lohn geben,
so haben sie auch das Recht, nicht nur in unsere Koffer und
Bücheln, sondern uns selber durch und durch zu schauen. Aber
da ist halt was gut daftir, und das größte Glück, daß wir
doch nicht so durchsichtig sind, gelt Sina? Daß es eine offen-
bare Ungerechtigkeit ist, daß die Frauen so viel vor uns voraus
haben, das ist nicht zu läuguen, und mein größter Trost ist,
daß es ihnen in der andern Welt wieder eingetränkt wird, und
außerdem, daß ich gewiß thue, was an mir liegt, ihnen schon
auf dieser Welt einen kleinen Vorgeschmack davon zu geben.

Jetzt was mich betrifft, so laffe ich mich nicht leicht durch
ein böses Gesicht abschrecken, denn wenn das der Fall wäre,
so brächten mich keine zehn Pferde zu der Frau v. Zankeisen,
denn in meinem Leben habe ich keine wildere Fisonomie gesehen.
Sie sieht halt gerade aus, wie die Schulmeisterin in unserem
Ort, von der ihr Mann sagt: wenn sie böse wird, verstellt
sie ihre Geberde, und wird so scheußlich wie ein Sack. Aber
wie gesagt, das schreckt mich nicht, und an ihrer gallgelben
Pergamenthaut, an ihrem verzerrten Gesicht, das aus Spagat

geknüpft scheint, an ihrem Zähneblecken stoß ich mich nicht ;
im Gegentheil, neben einem solchen ausgetrocknetcn Abschreckungs-
mittel, nimmt sich unser eine nur um so besser aus. Wenn
sie sich nur auf eine gute Behandlung versteht. Aus einem
ordentlichen Spektakel zur rechten Zeit mache ich mir nix, der
bringt das Blut durcheinander, und man schreit sich Luft frei,
aber so eine Nerglerin, die in einem alleweil hineinbohrt und
benzt, die's nicht ausgehen läßt und die Einem fort und fort
wie mit Nadeln stupst, als ob sie ein Nähkiffen vor sich
hätte, die ist unausstehlich.

Wie denkt sie denn übern Anzug? Die Frauen meinen halt
gerade Wollmouslin und 6ros de Naples ist nur allein für
sie da, und wenn ich schon zu Hause und in der Kirche nicht
heikel bin, so laß ich mir doch in dem Punkt die Sonntage
und wenn ich ausgehe, nichts vorschrciben. Ich habe schon
Frauen gehabt, die sich über meine Handschuhe und Stiefelleten,
wenn ich auf den Markt gehe, aufgehalten haben, und wegen
meiner schwarzseidenen Echarpe habe ich schon zwei Plätze auf-

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Brief einer Magd, die sich nach einer Herrschaft erkundigt"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Lichtenheld, Wilhelm
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Magd <Motiv>
Hausgehilfin
Ältere Frau <Motiv>
Köchin <Motiv>
Karikatur
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 299, S. 81
 
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