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311

Der Friedens Häuptling.

(Schluß.)

Diesen Moment wollen wir benützen, um einen Blick auf
den Häuptling zu werfen, der, in seinem malerischen Kostüme
majestätisch anzuschauen, das Calumet dampfen läßt. Qwa-
qwakuhkakuh war unter Seinesgleichen kein unebener Mann
zu nennen und wohl noch geeignet in den Herzen indianischer
Weiblichkeit Verwüstungen anzurichten) ja selbst vielleicht sogar
den Busen mancher weißen Dame höher aufwallcu zu machen,
wie man im Romane zu sagen pflegt. Er hatte das Maß,
und war schlank wie die Tannen seiner Wälder; pechraben-
schwarze Haare, die glatt gestrichen bis auf die Schultern her-
abfielen; sehr ausdrucksvolle Backenknochen; eine allerliebste
plattgedrücktc Stumpfnase, von der Form eines Kameelhöckers,
deren Schönheit noch durch einen feinen goldenen Ring erhöht
wurde, von einer Größe, daß ein mäßiger Hase bequem hätte
Voltigcurkunststückc durch ihn anstellen können. Der Mund,
(welcher im Komparativ „Maul" und im Superlativ „Rachen"
heißt) näherte sich dem Superlativ seiner Größe, soweit cs
ihm von der Natur gestattet war, nämlich genau bis an die
Ohren, deren Flächeninhalt, begünstigt durch schweres Ohrcn-
bchängc, ungefähr so groß war, daß man wie bei einem Jagd-
hunde mittelst ihnen hätte die Augen putzen können. —
Sinnig und passend gewählt war das Kostüme. Die nackten
Beine, mit allerhand mysteriösen Figuren reich tätowirt, stacken
in gelben feingestickten Pantoffeln; die Lenden umschloß eine
Art Waffenrock von Mardcrpelz, mit farbigen Federn reich
verziert, der durch den Gürtel Wampum zusammcngehalten
wurde. Die nackte Brust, der kräftige Oberleib aber, war von
der Krone schneiderkünstlerischer Erfindungen von einem mo-
dernen — Reitfracke umhüllt, der an den Oberarmen mit brei-
ten silbernen Ringen und an den Handgelenken mit langen

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rothcn Bandschlcifen verziert war. Den Hals umschloffcn
Korallenkränze, feine goldene Kelten von reicher Arbeit, in
Form von ringelnden Schlangen und anderem Ungeziefer. Das
stolze Haupt endlich, aus dem zwei dunkle Augen lebendig
hervorglühten, war mit jener praktischen Erfiudung würdig
bedeckt, mit jenem Machwerke aus Pappendeckel und Filz oder
Seide, das schon König Midaö zur Versteckung seiner Esels-
ohren erfunden, bas man in der Mathematik einen Cylinder,
in dem Schache einen Thurm, in der Studentensprache eine
Angströhre nennt, daö vor Staub, vor Sonnenschein, vor
Wind und Regen nicht schützt und mit drei Buchstaben —
Hut heißt. Welche Rothhaut mußte vor der Anhäufung so
vieler äußerlicher und fremdartiger Majestät nicht unwillkürlich
das Knie beugen?

Der ehrliche, gebratene Bierbrauer hatte zu seiner Zerlegung
in Folge der zu verarbeitenden Masse so viel Zeit erfordert,
daß wir uns den Häuptling niit Muße betrachten konnten.
Wir werden aber, in diesem Augenblicke durch den jungen
Kixibizi gestört, der mit einem Dinge zu seinem Papa ge-
sprungen kam, welches das allgemeinste und lebhafteste Erstaunen
erregt hatte. Es war ein schlauchartigcr Körper von ungefähr
einem Zoll im Durchmeffer in einer Länge von Einem Fuße,
aber von solcher Elastizität, daß eine erwachsene Rothhaut be-
quem mit der geballten Faust hincinfahren konnte, ohne es zu
zersprengen. Es war dies nichts Geringeres, als die — Gurgel
des biederen Bierbrauers, die man so eben herausgcschnitten
hatte. Selbst der Häuptling, der schon weit in der Welt
hcrumgekommen war, verwunderte sich baß über diese Natur-
erscheinung und gab den weisen Ausspruch von sich: es müßte
dieses menschliche Glied nur durch aparte Uebung zu solchen '
außergewöhnlichen Verhältniffen gekommen sein, oder es müßte
sich bei dem zu verspeisenden Bleichgesichte in krankhaftem Zu- !
stände befunden haben, da man noch bei keinem der anderen


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