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Der gestrenge Bierwirth.
Sekrctair (zu seinen Freunden.) ..Aber was ist denn das?
^ Nichts als Schaum? und die Gläser kaum halb voll Bier?"
Schneidermeister. „Still! ums Himmclswillen!
> denn sonst bekommen wir keinen Schoppen mehr!"
Posamentier (auf den Tisch schlagend.) „Etwas! Für
; mein Geld kann ich auch schwätzen! He da, Herr Wirth!"
Wirth (kommt sehr mißmuthig.) „Was gibt eS?"
Posam. (erschrocken.) „Ich wollte mir nur erlauben. Sie
zu fragen, weshalb wir so hohe weiße Borten auf dem Biere
haben? (sehr verlegen, weil
der Wirth ein böses Ge-
sicht macht.) Ich bin Po-
l samenticr und meine, daß
wenn die Herren Bierwirthc
auch Borten machen, sie
mir ja ins Handwerk
pfuschen."
Wirth. »Soll das
ein Witz sein?"
Posament, (verlegen
lachend.) „He, he! Witz
und Wahrheit zusammen."
Wirth. „So? Auch
gut. He da! Rescl! Die
drei Schoppen hier wieder
in das Faß geschüttet! —
Solche Kunden kann ich
nicht gebrauchen. Adieu,
ihr Herrn!"
(Resel, die Kellnerin
nimmt die drei Gläser fort,
worauf die Gäste in halbe
Verzweiflung gcrathen.)
Sekrctair. „OHerr
Wirth! ich bitte schön,
mir cs nicht entgelten zu
l affen!"
Schneiderm. „Mir auch nicht, Herr Wirth; denn
ich bin ja ganz unschuldig bei der Sache."
Posam. „Auch ich bin unschuldig; denn die Andern
haben mich gehetzt!"
Wirth. „Bitten die Herrn Gäste alle drei um Verzeihung ?"
Die drei Gäste. „Ja, wir bitten um Verzeihung."
Wirth. „Und wollen die Herrn in Zukunft jedes halb-
volle GlaS für ein ganzes annehmen."
DiedreiGäste (mit gefalteten Händen.) „Ja wir wollen."
Wirth. „Nun denn, so lasse ich mich diesmal wieder
erweichen und werde einen neuen Schoppen zapfen laffen.
Aber vergeffen die Herrn nicht, daß Jeder, der heut zu Tage
etwas für den Magen liefert, Baron ist und keine Reproschen
leidet. Die Zeiten haben aufgchört, wo der Wirth die Gäste
flattiren mußte; jetzt kommt eine umgekehrte Geschichte heraus.
Denn von Geld kann man nicht leben; aber das Bier ist
ein unentbehrliches Element geworden, deffen Werth sich alle
Tage mehr ans Licht stellt. Also danken die Herrn dem
Himmel, daß eS noch Leute gibt, die, wie ich, mit 4000 fl.
jährlichem Profit zufrieden sind und dafür das durstige Publi-
kum bedienen laffen. Denn nicht von dem was wir hergeben,
sondern von dem was wir hergeben sollten und nicht her-
geben, von dem was wir behalten und statt deffen
Schaum verzapfen, lassen sich Kapitale aufstapeln."
Der gestrenge Bierwirth.
Sekrctair (zu seinen Freunden.) ..Aber was ist denn das?
^ Nichts als Schaum? und die Gläser kaum halb voll Bier?"
Schneidermeister. „Still! ums Himmclswillen!
> denn sonst bekommen wir keinen Schoppen mehr!"
Posamentier (auf den Tisch schlagend.) „Etwas! Für
; mein Geld kann ich auch schwätzen! He da, Herr Wirth!"
Wirth (kommt sehr mißmuthig.) „Was gibt eS?"
Posam. (erschrocken.) „Ich wollte mir nur erlauben. Sie
zu fragen, weshalb wir so hohe weiße Borten auf dem Biere
haben? (sehr verlegen, weil
der Wirth ein böses Ge-
sicht macht.) Ich bin Po-
l samenticr und meine, daß
wenn die Herren Bierwirthc
auch Borten machen, sie
mir ja ins Handwerk
pfuschen."
Wirth. »Soll das
ein Witz sein?"
Posament, (verlegen
lachend.) „He, he! Witz
und Wahrheit zusammen."
Wirth. „So? Auch
gut. He da! Rescl! Die
drei Schoppen hier wieder
in das Faß geschüttet! —
Solche Kunden kann ich
nicht gebrauchen. Adieu,
ihr Herrn!"
(Resel, die Kellnerin
nimmt die drei Gläser fort,
worauf die Gäste in halbe
Verzweiflung gcrathen.)
Sekrctair. „OHerr
Wirth! ich bitte schön,
mir cs nicht entgelten zu
l affen!"
Schneiderm. „Mir auch nicht, Herr Wirth; denn
ich bin ja ganz unschuldig bei der Sache."
Posam. „Auch ich bin unschuldig; denn die Andern
haben mich gehetzt!"
Wirth. „Bitten die Herrn Gäste alle drei um Verzeihung ?"
Die drei Gäste. „Ja, wir bitten um Verzeihung."
Wirth. „Und wollen die Herrn in Zukunft jedes halb-
volle GlaS für ein ganzes annehmen."
DiedreiGäste (mit gefalteten Händen.) „Ja wir wollen."
Wirth. „Nun denn, so lasse ich mich diesmal wieder
erweichen und werde einen neuen Schoppen zapfen laffen.
Aber vergeffen die Herrn nicht, daß Jeder, der heut zu Tage
etwas für den Magen liefert, Baron ist und keine Reproschen
leidet. Die Zeiten haben aufgchört, wo der Wirth die Gäste
flattiren mußte; jetzt kommt eine umgekehrte Geschichte heraus.
Denn von Geld kann man nicht leben; aber das Bier ist
ein unentbehrliches Element geworden, deffen Werth sich alle
Tage mehr ans Licht stellt. Also danken die Herrn dem
Himmel, daß eS noch Leute gibt, die, wie ich, mit 4000 fl.
jährlichem Profit zufrieden sind und dafür das durstige Publi-
kum bedienen laffen. Denn nicht von dem was wir hergeben,
sondern von dem was wir hergeben sollten und nicht her-
geben, von dem was wir behalten und statt deffen
Schaum verzapfen, lassen sich Kapitale aufstapeln."
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Der gestrenge Bierwirth"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)