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Dresdener Nachtbilder.

„Nu, nu, ich werde nicht ausreißen;" entgegnete Jener
halb trotzig, halb verlegen.

„So zahlen Sie!" rief der Anschreiber.

„Ich will ja zahlen, aber heute habe ich schon Alles
verspielt, morgen will ich wieder kommen, da bring ich's
mit!" stammelte der Friesrock.

„Was! Sie haben kein Geld und wollen, nun fort?"
schrie der Anschreiber, „Sie Lump Sie, wer heißt Ihnen denn
so hoch mitspielen und dabei fortwährend Branntwein zu
saufen, wenn Sie nicht bezahlen können!"

„Und ich bekomme noch fünf Glas Schnaps bezahlt!"
bemerkte der Kellner, welcher den Friesrock festhielt, der eben
mit einer Art von Kraftanstrengung sich zur Thür hinaus
wenden wollte.

„Hab' ichs doch gedacht!" lachte ein Anwesender dazwischen,
„das ist der Angelfriede, der schiebt überall Kegel und wird
zuletzt, da er nie Geld hat, auch allemal hinausgeworfen."

„Das kannhier auch geschehen!" rief der Anschrciber, „aber
er muß wenigstens etwas von Werth da lasten, wenn er was hat."

„Von Werth da lasten?" lallte der Friesrock und sah
die Kegelschieber mit gläsernen Augen an.

„Laßt ihn doch fort, er ist betrunken, der hat nichts von
Werth!" entgegnete der Wirth. „ Der Kerl kam mir gleich
Anfangs verdächtig vor."

„Laßt den Schuft! Werft ihn hinaus!" riefen dieKegcl-
spicler, und wenige Minuten darauf lag der Friesrock vor
der Thür der Wirthschaft, während der rechte Schooß seines
Rockes in den Händen des Kellners geblieben war.

Zu derselben Zeit saß in einem niedrigen kleinen Dach-
stübchen der Mittelgaste eine ärmlich, aber reinlich gekleidete
Frau von höchstens dreißig Jahren auf einer über mehrere
Strohschütten gebreiteten wollenen Decke, während ein Knabe
von acht Jahren auf derselben ausgestrcckt war. Der eine Fuß
desselben ruhte auf dem Schooße der Frau, welche unter
schweren Athemzügcn nnd stillen Seufzern daS blutige und
hart beschädigte Knie des Knaben zu verbinden im Begriff war.
Kummer und Noth hatten das Antlitz der Frau gebleicht und
die unverkennbaren Spuren bittern Elends in dasselbe geprägt,
sowie der flüchtige Blick auf die Wohnung, in welcher sie
weilte, die Ueberzeugung gewährte, daß es eine Stätte der
drückendsten Armuth war. — Außer einigen ärmlichen Möbels
und einer Ofenbank war Nichts zu sehen, als einige an der
Wand hängende Angelschnüren und ein in der Ecke des Stüb-
chens stehender Korb, in welchem noch eine Anzahl Brod-
zwiebacke sich befanden. Und während die Frau unter bittern
Schmcrzensthränen vergebens der Rückkunft ihres Mannes

harrte, lag dieser draußen betrunken im Straßengraben, bis
ihn später die Polizei aufhob und in die Wachtstube des
nächsten Stadtviertels brachte.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Dresdener Nachtbilder"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Mann <Motiv>
Sorge
Unterkunft
Junge <Motiv>
Kummer <Motiv>
Dachboden
Nacht <Motiv>
Straße <Motiv>
Armut
Karikatur
Junge Frau <Motiv>
Trunkenheit <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 13.1851, Nr. 306, S. 143
 
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