Herr Rath!
Sie sind sehr eitel zu glauben, daß ein Mädchen von
meinen Ansprüchen sich an einen Mann wegwirft, den sie
bloß vom Sehen kennt! Ich bin nicht geneigt eine sorgende
Hausfrau zu werden, das eignet sich nur für gemeine Weiber,
und was Sie von Mutter und Kindern sprechen, ist nun vol-
lends undclikat! Ich hcirathe überhaupt keinen Civilistcn,
wenigstens muß cs ein Major sein, deren ich übrigens schon
die Masse ausgeschlagen habe!
Mit Achtung trotz Ihres Antrags
Clcmcntine von Stein
Drei Jahre später.
Gnädiges Fräulein!
Als Sckrctair Ihres verstorbenen Vaters, dcs.HerrnPrä-
j silenten, hatte ich öfter das Glück Sie zu sehen, damals frei-
Wie Sie so frech sein können einer Dame von Stande
'ihre Hand zu bieten, begreife ich nicht! Wären Sie doch wenig-
stens Rath, so möchte es hingehcn, aber Sckrctair! Zu Ihrer
Frau hätten Sie meine Kammerjungfer wählen sollen, damit
Sic nicht spater den Utisinn begehen konnten, die Tochter Ihres
Herrn mit Ihrem Antrag zu profauiren.
Clemcntiue von Stein.
Fünf Jahre später.
Clementine von Steiu an Major von Lieben stein.
Theucrstcr Freund!
Wie hat die Zeit uns auseinander gerissen, ich reiste
in's Ausland Sie wurden versetzt!
Ach mein Freund, wie habe ich seitdem mein Herz kennen
138
ein schlichter, redlicher Mann, habe mein schönes Auskommen,
ein hübsches Vermögen und Aussicht noch höher zu steigen!
Lasten Sie ein paar Worte der Gewährung zukommen
Ihrem
ergebenen
Julius Werner, Rath.
lich von Ihnen unbemerkt. Die traurigen Verhältnisse in
denen Sie seit dem Tode Ihrer Frau Mutter leben, schmerzen
mich und ich möchte gerne nach Kräften helfen, damit Sie je-
doch die Hülfe eines jungen Mannes annehmen können, wage
ich die Frage, könnten Sie sich nicht entschließen die Meine
zu werden? Viel Glanz würden Sie an meiner Seite nicht
finden, aber eine anständige Versorgung und einen getreuen
Gatten!
Genehmigen Sie die tiefe Verehrung
Ihres
gehorsamen Dieners
Karl Müller.
Sie sind sehr eitel zu glauben, daß ein Mädchen von
meinen Ansprüchen sich an einen Mann wegwirft, den sie
bloß vom Sehen kennt! Ich bin nicht geneigt eine sorgende
Hausfrau zu werden, das eignet sich nur für gemeine Weiber,
und was Sie von Mutter und Kindern sprechen, ist nun vol-
lends undclikat! Ich hcirathe überhaupt keinen Civilistcn,
wenigstens muß cs ein Major sein, deren ich übrigens schon
die Masse ausgeschlagen habe!
Mit Achtung trotz Ihres Antrags
Clcmcntine von Stein
Drei Jahre später.
Gnädiges Fräulein!
Als Sckrctair Ihres verstorbenen Vaters, dcs.HerrnPrä-
j silenten, hatte ich öfter das Glück Sie zu sehen, damals frei-
Wie Sie so frech sein können einer Dame von Stande
'ihre Hand zu bieten, begreife ich nicht! Wären Sie doch wenig-
stens Rath, so möchte es hingehcn, aber Sckrctair! Zu Ihrer
Frau hätten Sie meine Kammerjungfer wählen sollen, damit
Sic nicht spater den Utisinn begehen konnten, die Tochter Ihres
Herrn mit Ihrem Antrag zu profauiren.
Clemcntiue von Stein.
Fünf Jahre später.
Clementine von Steiu an Major von Lieben stein.
Theucrstcr Freund!
Wie hat die Zeit uns auseinander gerissen, ich reiste
in's Ausland Sie wurden versetzt!
Ach mein Freund, wie habe ich seitdem mein Herz kennen
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ein schlichter, redlicher Mann, habe mein schönes Auskommen,
ein hübsches Vermögen und Aussicht noch höher zu steigen!
Lasten Sie ein paar Worte der Gewährung zukommen
Ihrem
ergebenen
Julius Werner, Rath.
lich von Ihnen unbemerkt. Die traurigen Verhältnisse in
denen Sie seit dem Tode Ihrer Frau Mutter leben, schmerzen
mich und ich möchte gerne nach Kräften helfen, damit Sie je-
doch die Hülfe eines jungen Mannes annehmen können, wage
ich die Frage, könnten Sie sich nicht entschließen die Meine
zu werden? Viel Glanz würden Sie an meiner Seite nicht
finden, aber eine anständige Versorgung und einen getreuen
Gatten!
Genehmigen Sie die tiefe Verehrung
Ihres
gehorsamen Dieners
Karl Müller.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Eine Freiwerberei in Briefen"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 21.1855, Nr. 498, S. 138
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg