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Vertreibung, und noch im Laufe desselben Tages bekamen sämmtliche
auswärtige Privatberichtcrstatter den gemessensten Befehl, binnen
24 Stunden das Lager zu verlassen.

Auch mich, Ihren ganz ergebensten Correspondenten, sollte
dasselbe Loos treffen; da ich mir jedoch weder einer Lüge, noch
einer Uebertreibung bewußt war, so begab ich mich auf der
Stelle zu Lord Raglan und verhängte dort Audienz. Seine
Excellenz empfing mich ziemlich höflich, wurde jedoch weniger
freundlich, als er erfuhr, daß ichBerichterstatter einerZeitschrift sei.

„Wie ist Ihr Name?" frug er kurz.

„Ich heiße Temir Wahribeck und bin Leibtartar im Dienste
der Fliegenden Blätter in München. Strenge Wahrheit hat stets
meine Mittheilungen ausgezeichnet und Ew. Excellenz werden
nicht wollen, daß der Gerechte mit den Ungerechten leidet.
Ueberzeugen Sie sich selbst von der Wahrheit meiner Aussage!"

Dabei reichte ich ihm die Nummern 494 bis 497
der Fliegenden Blätter. Lord Raglan las die Berichte darin
mit der größten Aufmerksamkeit. Als er damit zu Ende war,
reichte er mir die Hand unv sagte:

„Mein Herr, ich ehre die Wahrheit Ihrer Berichte und
stehe nicht an, ausnahmsweise Ihnen die Erlaubniß zum fer-
neren Aufenthalte im Lager zu ertheilen."

Sie werden sich gewiß sammt Ihren Lesern unv mir
über diesen glänzenden Sieg freuen, den einzig und allein die
Wahrheit meiner Berichte errang. Was Sie von jetzt an in
andern Zeitungen von hier ausgehend lesen, ist völlig erdichtet
zu nennen, da ich der einzige geduldete Berichterstatter im
ganzen Lager bin.

«Fortsetzung folgt.)

Auserlesene Gedichte von Weiland Gottlieb
Biedermaier.

. Winterfreuden.

Nicht nur der Sommer, sondern auch
der Winter hat sein Schönes,

wiewohl mau friert bei seinem Hauch,
so ist doch dieß und jenes
im Winter wirklich angenehm,
besonders daß man sich bequem
kann vor dem Frost bewahren,
und auch im Schlitten fahren.

Das weite Feld ist kreidenweiß,
wem machte das nicht Freuden?
die Knaben purzeln auf dem Eis,
wenn sie zu hurtig gleiten,
und ist nicht die Bemerkung schön,
bei Leuten, die zu Fuße geh'n,
daß sie schier alle springen
und mit den Händen ringen?

Und wenn man sich versehen hat
mit Holz, um einzuheizen,
so muß die Wärme früh und spat
uns zum Vergnügen reizen,
man richtet mit zufried'nem Sinn
den Rücken an den Ofen hin,
und wärmet sich nach Kräften
für Haus- und Hofgeschäften.

Ein altes Buch zur Abendzeit
muß ich zumeist doch lieben,
wenn man da liest die Albernheit
der Vorzeit schön beschrieben,
man sitzt und liest und freuet sich
und banket Gott herzinniglich,
genügsam und bescheiden
für uns're jetzgen Zeiten.

Nachtlied.

Bei dem Unschlittlichte
sitz' ick, hier und dichte
dieses Lied der Nacht,
alle unsre braven
Bürgersleute schlafen,
nur der Biedermaier wacht.
Horch, ein Frühlingsregen
träufelt milden Segen,
während Alles ruht,
träumet froh, ihr Leute,

Eure Lust und Freude
Däucht dem Biedermaier gut.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Auserlesene Gedichte von Weiland Gottlieb Biedermaier"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Ille, Eduard
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Rauchen <Motiv>
Ruine <Motiv>
Stube
Tabakspfeife <Motiv>
Biedermeier
Lektüre <Motiv>
Kachelofen
Karikatur
Winter
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 21.1855, Nr. 499, S. 151

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
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