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Wie man Kriegsberichte macht

Da die Belagerungsarbeiten noch nicht
begonnen haben und der Feind wegen
seiner geringen Stärke in der cernirten
Festung sich ruhig verhält, auch die
Nächte sehr mild sind, so verbringen
unsere Soldaten den größten Theil der
Nacht bei den Bivouakfeuern.

Gestern ward ein Reiter auf der
Patrouille durch einen Schuß aus einer
Wallbüchse am Fuße verwundet. Vom
Feinde war den ganzen Tag über nichts
sichtbar. Wenn nicht bald etwas Ernst-
liches unternommen wird, fängt das
Lagerleben an, langweilig zu werden.

Heute früh fiel ein bedeutender Convoi
mit Lebensmitteln und anderen Bedürf-
nisien, aller Wahrscheinlichkeit nach für
den Höchstcommandirenden selbst be-
stimmt, unseren braven Truppen in die
Hände. Die Festung ist eng cernirt.

Gestern wurde ein ziemlich weit vor-
geschobener Thurm auf den feindlichen
Außenwerken von uns mit lebhaftem Feuer
angegriffen; nach einer Stunde waren
seine Geschütze zum Schweigen gebracht.
— Der Thurm ist zerstört.

Gestern schlich sich eine kleine Ab-
theilung aus der Festung, um unsere
Arbeiter zu beunruhigen, sie wurde jedoch
ohne Mühe zurückgeworfen. Bei ihrer
Flucht nahm sie einen alten unbrauch-
baren Karren mit sich fort; wir haben
viele Waffen erbeutet.

Die Belagerungsarbeiten schreiten
rasch vorwärts. Alles geht gut. So-
eben wird in der Stadt Chamade ge-
schlagen. Die Besatzung steckt in dem
Augenblicke die weißen Capitulations-
zeichen aus.

Gestern Abend bemerkte man von
den diesseitigen Werken aus eine Feuers-
brunst im feindlichen Lager. Der furcht-
baren Helle nach, welche sie verbreitete,
muß sie sehr bedeutend gewesen sein.

Heute haben wir einen ernstlichen
Zusammenstoß unserer Truppen mit einer
zahlreichen Abtheilung feindlicher Reiterei
zu berichten. Unsere braven Jägerba-
taillons griffen den Feind mit dem Ba-
jonette an und nach kurzem Kampfe wurde
er geworfen. Die Hälfte der feindlichen
Reiterei ward niedergemacht, die andere
total zersprengt.

Der Feind begnügt sich einzelne
Bauerweiber, die hieher zu Markte kom-
men, anzuhalten und denselben ihre Maa-
ren abzunehmen. Man sieht hieraus,
daß unser Platz noch nicht cernirt und
unsere Verbindung nach Außen fort-
während offen ist.

Bis jetzt hat das Feuer der Bela-
gerer keinen Schaden gethan und weiter
nichts als einige Sommerhäuschen zer-
stört, die man ihrer geringen Bedeutung
wegen auf den Außenwerken hatte stehen
lasien. In der Festung steht Alles gut.

Gestern wurde von dem gesammten
Truppencorps ein Ausfall gemacht und
die Belagerer aus all' ihren Linien mit
dem Bajonette vertrieben. Das Gefecht
war mörderisch. Wir erbeuteten unter
Andcrm einen ganzen Zug von Muni-
tionswägen.

Da die Arbeiten der Belagerer bis
jetzt so geringen Fortgang haben, so
fangen bereits die Einwohner der Stadt
an, auf dem Glacis ihren gewöhnlichen
häuslichen Geschäften nachzugehen. Alles
steht gut.

Redaction: Casp. Braun und Friedr. Schneider. — München, Verlag von Braun & Schneider.

Druck von C. R. Schurich in München.
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"Wie man Kriegsberichte macht"
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G 5442-2 Folio RES

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München

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Fliegende Blätter, 21.1855, Nr. 484, S. 32

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