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Moderne Luftreinigung.

grübe. Die ganzen mephitischen Dünste drangen in mein HStel und
haben jeden Winkel verpestet. Kan de Cologne, Eau de Lob,
Ambra, Bernstein, Wachholderbeeren nichts zieht. Heute Abend,
wissen Sie, haben wir thö dansant, Seine Durchlaucht der Prinz
haben auch zngesagt. Was thun? Da kommt die Baronesse auf
den unvergleichlichen, göttlichen Gedanken, den Gestank durch Zücht-
linge anfriechen zu lassen. — Sie sind eben damit beschäftiget."

Zweimal, zweimal.

Ein höchst respektables Haus, die Firma Christian Zwi-
j zerer, Ecke der Post- und Seestraße in Weillangenburg, macht
in Spezerei- und Fettwaaren Detailgeschäfte, wie wenige seines
j Ranges in weitem Umkreise. Und das darf nicht Wunder
I nehmen, bedient doch Herr Zwizerer seine Kunden prompt und
! billig, gibt für mäßigen Preis coulante Waare, hat für Jeder-
l mann, der ihn mit seinem Besuche beehrt, ein freundliches Lä-
- cheln, ein trauliches Wort auf den Lippen, und macht dabei
; keinen Unterschied, ob um einen Kreuzer Zündholz, oder ein
j Faß Thran begehrt wird. Da er überall selbst Hand anlegt
| und überdieß sein schmuckes Weibchen nebenan in der Laden-
stube sich stets bereit hält, im Falle der Noth Aushilfe zu
j leisten, so kann Herr Zwizerer, trotz der starken Kundschaft,
! eines vielköpfigen Dienstpersonals füglich entrathen und sich mit
' einem Lehrjnugen behelfen. Freilich kann er es dabei nicht
! wohl machen, wie so mancher feiner Gildegenossen, kann nicht
! schon um zehn Uhr Morgens zur Eilfmette eilen und Nach-

Zweim al, zweimal.

mittags den lieben Gott und bezahlte Hände für die Kund-
schaft sorgen lassen. Aber Herr Zwizerer ist eben ein durch
und durch solider Geschäftsmann und ivcilt obendrein am
liebsten an der Seite der trauten Frau Elisabeth, seines
Ehegespanns und Väschens, das von Kind auf mit ihm
erzogen, in ein und derselben Stunde mit ihm aus der
Schule getreten, und schließlich in ein und derselben Mi-
nute mit ihm getraut worden ist. Erst Abends um 7 Uhr,
>venn der Verkehr im Laden flau zu werden beginnt, greift
Herr Zwizerer nach Stock und Hut und Meerschaum, um
im gewohnten Club der Geselligkeit seinen Tribut in Ehren
abzutragen.

Nur eine einzige Schlvachheit hat sich Herr Zwizerer
seit lange zugelegt, die aber, harmlos an sich und weil sie
sich nur allmälig entwickelt hat, weder von Frau Elisabeth
noch von den stehenden Mitgliedern des Herrenclubs beach-
tet wurde und nur hie und da einem Durchreisenden auf-
fällt : Herr Zwizerer spricht nicht nur ungewöhnlich schnell,
sondern hegt auch die sonderbare Gewohnheit, je die 2—3
letzten Silben jeden Satzes zu wiederholen; ob die Silben
zu einem einzigen Worte gehören, oder sich auf deren meh-
rere vertheilen, ficht ihn dabei nicht an.

Eines Abends theilten, wie das nicht selten vorkam,
ein Paar Fremde die Unterhaltung des Herrenclubs, dar-
unter Einer jener gutmüthigen Satyriker, die bei aller
Schärfe der Wahrnehmung für fremde Schwächen diese doch
stets im mildesten Lichte betrachten. Auch Herrn Zwizerers
wunderliche Redeweise entging dem Reisenden keineswegs;
aber bald hatte er auch den Ehrenmann und jovialen treu- !
herzigen Gesellschafter in ihm ansgefunden und hielt seine
Lachmuskeln straff im Zügel, wenn er auch mehrmals nicht
umhin konnte, innerlich zu jubiliren über die luxuriösen
Schwänze, die Herr Zwizerer seinen sonst so verständigen
Bemerkungen anschiftcte.

Erst als Herr Zwizerer Punkt 9 Uhr, wie gewöhnlich, !
sich entfernt hatte, lenkte er die Unterhaltung ans die son- !
derbare Angewöhnung des Kaufherrn. Alan gestand ihm, j
dieselbe, als etwas längst Gewohntes, ganz außer Acht gelas- !
sen zu haben, und daß, wäre dieß auch nicht der Fall, sich i
doch Niemand dazu hergeben möchte, den biederen Herrn durch !
eine Berührung seiner Schwäche möglicher Weise zu beleidigen. j
Die Lobreden auf den ehrenwerthen Mann, die diesen Bemerk- !
ungen beigefügt wurden, machten das Interesse des Fremden
für ihn erst recht rege, so daß er endlich seinen Entschluß
aussprach, Herrn Zwizerer, natürlich in schonendster Weise, ans
eine Eigenheit aufmerksam zu machen, die denn doch nicht ver-
fehlen könne, ihn unter Umständen dem Gespötte preiszugeben,
und zwar wollte er diesen seinen menschenfreundlichen Zweck
dadurch zu erreichen suchen, daß er jene Eigenheit auf eine !
Viertelstunde adoptire und so Herrn Zwizerer'gleichsam einen !
Spiegel Vorhalte.

Zn dein Ende stand der Fremde des andern Vormittags
im wohlbekannten Laden, Ecke der Post- und Seestraße zu
-Weillangenburg, vom Chef des Hauses höflichst etnpfangen mit
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

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Titel/Objekt
"Zweimal, zweimal"
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Fliegende Blätter
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Aufbewahrungsort/Standort (GND)
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Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

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Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Kaufmann <Motiv>
Schnupftabak
Sprachstörung
Karikatur
Laden <Motiv>
Kunde
Satirische Zeitschrift

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Künstler/Urheber (GND)
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Digitales Bild
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Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 25.1856, Nr. 579, S. 22

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